Brandanschläge in Berlin und Brandenburg Bahn setzt 100.000 Euro Belohnung aus

Berlin (RPO). Die Deutsche Bahn hat eine Belohnung von 100.000 Euro für Hinweise auf die Täter der jüngsten Brandanschläge ausgesetzt. "Über Zuerkennung und Verteilung der Belohnung wird nach Maßgabe der Bedeutung der Hinweise entschieden", erklärte die Bahn.

Polizisten sichern gezündeten Brandsatz in Berlin
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Ausgenommen seien Beamte, zu deren Berufspflicht die Verfolgung strafbarer Handlungen gehöre. Nach dem Fund weiterer Brandsätze an verschiedenen Bahnstrecken in Berlin hat der Generalbundesanwalt die Ermittlungen übernommen.

Der Zugverkehr in der Hauptstadtregion war am Mittwoch weiter stark beeinträchtigt. Zwischen den Parteien entbrannte unterdessen ein Streit über die Bewertung der Taten.

Durch die Einschaltung der Bundesanwaltschaft dürfte die Bedeutung der Fälle behördenintern deutlich steigen, da die Behörde in der Regel für Terrorismus und Spionage zuständig ist.

Seit Wochenanfang attackieren Unbekannte die Bahn mit Brandsätzen. Dabei wählten sie so zentrale Verkehrsknotenpunkte wie den Berliner Hauptbahnhof aus. Zudem gibt es inzwischen offenbar auch Nachahmungstäter.

Ramsauer: "Terroristische Ansätze einer neuen Dimension"

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hat die jüngsten Brandanschläge auf Bahnstrecken als "verbrecherische, terroristische Ansätze einer neuen Dimension" bezeichnet. Er lobte am Mittwoch in Berlin zugleich die Sicherheitsbehörden, weil sie die meisten Anschläge vereiteln konnten.

Die Taten bereiteten ihm "große Sorge", sagte der Minister. Er setze darauf, dass es den Behörden gelinge, "diese Brandherde aufzudecken und zu beseitigen, egal, ob sie von Links- oder Rechtsextremen verübt" worden seien.

Gezündeter Brandsatz entdeckt

An der ICE-Strecke Berlin-Hamburg nahe Berlin-Staaken wurde am Vormittag ein Brandsatz entdeckt, der bereits gezündet war. Wann der Behälter brannte, war zunächst unklar, sagte ein Polizeisprecher.

In der Nähe war bereits vor zwei Tagen ein Anschlag verübt worden; der zweite Brandsatz wurde nach Angaben der Deutschen Bahn AG bei den Reparaturarbeiten entdeckt. Verletzte gab es nicht. Einen weiteren Brandsatz, der nicht gezündet war, entdeckte der Fahrer einer S-Bahn zwischen den Bahnhöfen Südkreuz und Schöneberg.

Die ICE-Trasse nach Hamburg im Berliner Westen ist noch wegen der Explosion eines ersten Brandsatzes nahe Brieselang vor zwei Tagen gesperrt. Der neuerliche Schaden wurde bei den damit verbundenen Reparaturmaßnahmen entdeckt, wie ein Bahnsprecher sagte.

Der Fernverkehr werde mit Einschränkungen auf Parallelgleisen vorbeigeführt. Die Umleitungen wirkten sich auch auf den Regionalverkehr in diesem Bereich aus. Wegen des zweiten Funds an der S-Bahn-Ringstrecke sind seit dem Vormittag mehrere S-Bahn-Linien unterbrochen.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) nannte die Anschläge "verbrecherische, terroristische Ansätze einer neuen Dimension". Er lobte zugleich die Sicherheitsbehörden, weil sie die meisten Anschläge vereiteln konnten.

Wowereit sieht keinen neuen Linksterrorismus

Es sei ein "furchtbarer Zustand", wenn Menschen durch solche Anschläge gefährdet würden, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Dies müsse bekämpft werden. Der Regierungschef fügte hinzu, die Verantwortlichen würden alles unternehmen, "um die Täter zu fassen". Von einem neuen Linksterrorismus geht der Regierungschef nicht aus.

Nach Einschätzung von Innensenator Ehrhart Körting (SPD) handelt es sich bei den Ereignissen um einen Tatkomplex. Alle Experten gingen davon aus, dass keine weiteren Brandsätze nach dem Bekennerschreiben vom Montag deponiert worden seien, sagte seine Sprecherin Nicola Rothermel auf dapd-Anfrage. Sie würden nun nach und nach gefunden.

Bahnstrecken werden inspiziert

Die Bundespolizei hat seit den ersten Funden die Überwachung der Bahnanlagen verstärkt. Vor allem gelte die erhöhte Aufmerksamkeit den Verkehrsknotenpunkten, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Aber Beamte würden auch gezielt Abschnitte der insgesamt 6400 Kilometer langen Bahnstrecke in Berlin und Brandenburg ablaufen. Das Sicherheitskonzept beruhe auf einer engen Kooperation mit den Mitarbeitern der Bahn.

Im Falle eines Brandes gebe es eine Fehlermeldung und die Strecke werde nicht mehr befahren, sagte der Sprecher. Damit sei die Wahrscheinlichkeit, dass Fahrgäste direkt zu Schaden kommen, relativ gering, aber keineswegs ausgeschlossen. Der Bahnbetrieb werde jedoch in jedem Fall nachhaltig gestört.

Unterdessen rufen die Ereignisse offenbar auch Trittbrettfahrer auf den Plan. Nach dem Fund von in Brand gesetzten, aber bereits erloschenen Kanistern in Friedrichshain am Mittwochmorgen vermutet die Polizei eine "Nachahmungstat".

(apd/afp/csr)
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