Laut Medienbericht Bahn kannte Winterprobleme schon im Herbst

Berlin (RPO). Die Deutsche Bahn hat einem Bericht zufolge schon im Herbst mit den neuen Problemen in diesem Winter gerechnet. Dem Konzern stünden einem Medienbericht zufolge nicht genügend Züge für die kalte Jahreszeit zur Verfügung, um einen normalen Fernverkehr aufrecht zu erhalten. Die Bahn erklärte, sie habe für den Winter ein "umfangreiches" Vorsorge-Paket geschnürt.

Bahn-Manager hatten dem Verkehrsausschuss des Bundestages Schwachstellen des Konzerns im Schienenverkehr in einem Bericht mit dem Titel "Prävention Winter 2010/2011" zusammengetragen, berichtete der "Tagesspiegel". Das interne Papier des Konzerns stammt demnach vom 29. Oktober.

"Keine weiteren Reserven"

Einer der Hauptmängel ist laut Bericht, dass der Bahn nicht genug Ersatzzüge zur Verfügung stehen. Die Fernverkehrssparte der Bahn sei zwar für "normale Bedingungen" gerüstet, zitierte die Zeitung aus dem Bahn-Papier. Für "außergewöhnliche Ereignisse" seien aber "keine weiteren Reserven vorhanden".

Neun Prozent der ICE-Flotte seien wegen der häufigen vorgeschriebenen Werkstattaufenthalte und wegen langfristiger Reparaturen nicht verfügbar, zitierte die Zeitung aus dem Papier der Bahn. Um über einen größeren Fahrzeugpuffer zu verfügen, streiche die Bahn daher bis März bestimmte Verbindungen und lasse einige ICEs nur in einfacher statt in doppelter Länge fahren.

Chaos wegen Schnee und Eis

Insbesondere um Weihnachten war im Bahnverkehr infolge des großen Andrangs und wegen des Winterwetters mit Schnee und Eis Chaos ausgebrochen. In der Nacht zum Dienstag saßen in einem ICE rund 50 Reisende kurz vor dem Hamburger Hauptbahnhof zwei Stunden lang ohne Licht und Heizung fest.

Verkehrspolitiker der Opposition forderten von der Bahn für die Zukunft bessere Vorbereitungen für den Winter. "Die Bahn muss nun alle verfügbaren Züge in Europa leasen oder kaufen, um für 2011 besser gewappnet zu sein und eine größere Fahrzeugreserve zu haben", sagte der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Winfried Hermann (Grüne), dem "Tagesspiegel" vom Mittwoch. Hier gebe es noch großes Potenzial. Auch müsse die Bahn auf eine Expansion im Ausland wie die ICE-Strecke nach London ab 2013 verzichten, solange sie noch mit Problemen im Inland zu kämpfen habe.

Unternehmen braucht jeden Cent

Der verkehrspolitische Sprecher der SPD, Uwe Beckmeyer, forderte die Bundesregierung auf, die Bahn nicht durch die geplante Dividende von 500 Millionen Euro zu schwächen. "Das Unternehmen braucht nun jeden Cent, um in besseres Material zu investieren", sagte er dem "Tagesspiegel". Deshalb solle der Bund auf das Geld verzichten.

Die Bahn erklärte angesichts der Forderungen der Politiker und des Bekanntwerdens des internen Papiers, sie habe eine Reserve an ICE-Zügen aufgebaut, in dem sie auf einigen Strecken IC-Züge als Ersatz einsetze. Zur weiteren Vorbeugung seien Züge zudem besser vor herabfallenden Eisbrocken bei hoher Geschwindigkeit und vor eindringender Feuchtigkeit durch Eis und Schnee geschützt worden. Daneben seien hunderte Weichenheizungen sowie Enteisungs- und Sandstreuanlagen nachgerüstet worden. Auch arbeiteten 10.000 Beschäftigte als Schneeräumkräfte.

Zusatzzüge aus dem Ausland könnten nicht mehr angemietet oder gekauft werden, "da der Markt ausgeschöpft ist", erklärte eine Bahn-Sprecherin. Von Frankreich und Österreich seien je ein Zug geliehen worden, von der niederländischen Staatsbahn elf Wagen.

(AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort