Philippinen Auswärtiges Amt bestätigt Ermordung deutscher Geisel

Manila · Auf den Philippinen hat die islamistische Terrorgruppe Abu Sayyaf ein Video veröffentlicht. Es soll die Enthauptung eines im November entführten Deutschen zeigen. Das Auswärtige Amt hat den Tod des 70-Jährigen bestätigt.

Jürgen K. ist durch Abu-Sayyaf-Islamisten getötet worden.

Jürgen K. ist durch Abu-Sayyaf-Islamisten getötet worden.

Foto: SITE

Das Auswärtige Amt hat die Ermordung der deutschen Geisel auf den Philippinen bestätigt und als grausamen Terrorakt verurteilt. "Es gibt nun keinen vernünftigen Zweifel mehr, dass der auf den Philippinen entführte Deutsche nicht mehr am Leben ist. Wir sind zutiefst erschüttert über das unmenschliche und grausame Vorgehen der Täter", erklärte ein Sprecher am Montag.

Der 70 Jahre alte Mann war im November auf den Philippinen von der Terrorgruppe Abu-Sayyaf entführt worden. Er war im November auf einer Segeltour zusammen mit seiner Lebensgefährtin überfallen und verschleppt worden. Die 59 Jahre alte Frau wurde damals bereits getötet.

Ein Berater des philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte, Jesus Dureza, hatte bereits am Sonntag gesagt: "Trotz andauernder Bemühungen von Gruppen und Sicherheitskräften habe ich Berichte über die angebliche Enthauptung einer deutschen Geisel auf Jolo am Sonntagnachmittag erhalten." Ein weiterer Berater von Duterte verurteilte am Montag in Manila die "barbarische Enthauptung".

Der Mann war auf der Insel Jolo im Süden des Inselstaats gefangen gehalten worden. Abu Sayyaf hatte mit seiner Ermordung gedroht, falls nicht bis Sonntag 8 Uhr Mitteleuropäischer Zeit ein Lösegeld von 30 Millionen philippinischen Pesos (rund 570.000 Euro) bezahlt werde. Die philippinische Regierung selbst bezahlt in der Regel keine Lösegelder.

Das Paar war im Juni 2008 schon einmal überfallen worden. Damals hatten schwerbewaffnete Piraten vor Somalia das deutsche Paar verschleppt. Erst nach annähernd zwei Monaten kamen die beiden damals frei. Nach Presseberichten wurden damals 600.000 US-Dollar Lösegeld gezahlt. Offiziell gab es dafür aber nie eine Bestätigung.

Abu Sayyaf hat nach Schätzungen etwa zwei Dutzend weitere Geiseln in ihrer Gewalt. Kurz vor Ablauf der Frist hatte die philippinische Luftwaffe trotz der Gefahr für die Geisel Verstecke der Terrorgruppe angegriffen. In der Region werden etwa 60 Kämpfer vermutet. Wie ein Militärsprecher mitteilte, bereiteten sich Bodentruppen auch eine Offensive auf Jolo vor.

Im Süden der mehrheitlich katholischen Philippinen kämpfen muslimische Separatisten seit den 1960er Jahren für Autonomie. Unter dem Einfluss von Al Qaida entstand 1991 die Organisation Abu Sayyaf ("Schwertträger"), die die Bevölkerung mit Anschlägen terrorisiert und ihren Kampf mit der Entführung von Ausländern und Lösegelderpressungen finanziert. 2014 schwor sie der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Treue.

Die Gruppe trat schon mehrfach mit brutalen Aktionen in Erscheinung:
Im Jahr 2000 entführte sie 21 Touristen von einer Taucherinsel in Malaysia auf die Philippinen. Darunter war eine deutsche Familie, die erst nach Monaten im Dschungel gegen Lösegeld freikam.

2004 starben bei einem Anschlag auf eine Fähre auf den Philippinen 116 Menschen. 2014 entführte sie ein deutsches Paar von seiner Segeljacht und lies es erst nach Monaten frei. In diesem Jahr wurden zwei Kanadier entführt und enthauptet — angeblich, weil kein Lösegeld gezahlt wurde.

(rent/dpa)
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