"Spiel" 2013 - weltgrößte Spielemesse eröffnet Auf den Brettern der Welt in Essen

Essen · Karten, Miniaturen, Bretter und mehr: In der Gruga Halle in Essen stellen über 800 Aussteller ihre Spiele den zahlreichen Besuchern aus aller Welt vor. Trotz der andauernden Digitalisierung der Spiele-Welt bleibt "Analoges Daddeln" ein andauerndes Thema mit Zukunftsperspektive. Wir haben uns ins Getümmel gewagt und verraten, welche Spiele in diesem Jahr besonders aus der Masse herausragen.

Bilder von der "Spiel 13" in Essen: Die Bretter der Welt
82 Bilder

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Franzosen, Amerikaner, Italiener, Polen, Engländer, Spanier, Japaner, Norweger... es gibt praktisch keine Nation, welche sich aktuell nicht auf der weltweit größten Messe für Brett- und Kartenspiele in der Grugahalle in Essen blicken lässt. Gleichzeitig geht es wohl nirgendwo so friedlich zu, wie hier: da bekriegen sich die Italiener mit Deutschen mit winzigen Panzern und Armee-Miniaturen auf grünem Kunstrasen, da sorgen Japaner per neuer Spielkonzepte für die wohl einfachste Form der Völkerverständigung, und Abhörskandale rücken in den Hintergrund, wenn Amerikaner den begeisterten Spielern ihre neuesten Werke vorstellen.

Nicht nur die schiere Menge an Spielen und vertretenen Nationen ist beeindruckend, sondern auch die Konsistenz des Mediums in einer Zeit, in der das Wort "Spiel" von vielen Menschen nur noch mit PlayStation, Xbox und Co. in Verbindung gebracht wird. Klar gibt es auch hier die eine oder andere Auskopplung von klassischen Brettspielen für Android- und iOS-Handys, Tablets und natürlich für PC. Insgesamt aber bleiben diese virtuellen Ausflüge im Gesamtbild der Messe klar im Hintergrund.

Allen voran die Liebe zum Medium "Spiel" in allen Formen und Farben zeigt einmal mehr, wie elementar der Spieltrieb in beinahe jedem Menschen vorhanden ist. So lässt sich auch keine klare Altersgruppe in den dicht gedrängten Gassen zwischen unzähligen Ständen ausmachen: Scheinbar spielt der knapp 10jährige Sohnemann genauso gerne, wie seine jung gebliebenen Eltern und sogar deren Großeltern.

Es ist tatsächlich ein Bild, welches zum Nachdenken anregt: Hunderte Spielefans jeder Altersgruppe sitzen dicht nebeneinander an diversen Tischen und spielen alles, vom strategischen Schwergewicht mit 300 Spielkarten, 500 Markern und 200 Plastikfiguren, bis hin zu simplen Lege-, Kinder-, Rollen- und Geschicklichkeitsspielen.

Zombies. Züge. Schafe.

Es ist beinahe unmöglich sämtliche Neuheiten und Trends der Spiel 13 in Worte zu fassen - zu subjektiv sind Geschmäcker, zu weit gestreut die Vorlieben. Neben Brett- und Kartenspielen finden sich in den Messehallen dazu noch eine Menge Rollenspieler auf der Suche nach aufwändigen Kostümen und Styropor-Waffen, ebenso wie Comic- und Merchandise-Fans. Eine Bandbreite, die sich nur schlecht in einem einzigen Beitrag abhandeln lässt.

Dennoch sind einige Trends klar erkennbar, andere überraschend. Zombies zum Beispiel sorgen nicht nur in Kino- und Videospielen für einen Verkaufserfolg nach dem nächsten, auch in der Welt der analogen Spiele sind die ekeligen Gesellen im wahrsten Sinn des Wortes nicht totzukriegen. Dabei sind die Konzepte hinter den Spielen alles andere, als hirnlos: Vom hoch komplexen Survival-Horror Dark Darker Darkest von Queen Games, über das ähnlich komplizierte Zombicide von Guillotine Games, The Last Night on Earth vom Heidelberger Verlag, bis hin zum Klassiker Zombies von Pegasus Games bietet das Genre vor allem viele Inhalte für professionelle Spieler.

Überraschend hingegen ist die Wertschätzung von eher alltäglichen und unscheinbaren Themen. Besonders Schafe und Züge tauchen als Gegenstand vieler Spiele auf und kommen extrem gut an, sei es in der strategischen Mischung aus Karten- und Brettspiel Trains von Hisashi Hiyashi, der ewig fortlaufenden Zug um Zug Serie, Sheepland von Simone Luciani und Daniele Tascini oder dem bereits älteren Haste Bock? von Gordon Lamont und Fraser Lamont.

Ein weiteres, großes Thema sind Erweiterungen und Neuauflagen beliebter Spiele-Serien: das Kartenspiel Dominion expandiert mit Die Gilden weiter, Carcassone Südsee versetzt das bekannte Spielprinzip der Vorgänger in ein neues Szenario, Die Siedler von Catan versuchen sich neuerdings als Entdecker und Piraten und im Village Inn nimmt ein neuer Handwerksbetrieb seine Arbeit auf und lässt den Spieler Bier brauen.

Große Auszeichnung für kleine Spiele

Besonders mutig ist die Entscheidung zum Spiel des Jahres 2013: Mit Hanabi erhält ein kleines, aber extrem ausgeklügeltes Kartenspiel die wichtige Auszeichnung. Es ist das erste Mal, dass ein Spiel dieser Größenordnung den Preis verliehen bekommt. Auf der Spielemesse erkennt man gleich das Problem dabei: die kleine Verpackung von Hanabi geht zwischen den "großen" Packungen der Konkurrenz gerne mal unter, nicht selten fällt die Frage "Wo finde ich eigentlich das Spiel des Jahres?".

"Hanabi" ist übrigens japanisch und bedeutet übersetzt "Feuerwerk". In dem Kartenspiel halten alle Mitspieler die Karten so, dass nur die Mitspieler die Karten sehen können, man aber selbst keine Ahnung hat, welche Karten sich in den eigenen Händen befinden. Nur durch die Tipps der Mitspieler kann man seine eigenen Karten passend ausspielen, um ein prachtvolles Feuerwerk auf dem Tisch zu produzieren.

Mit dem cleveren Würfelspiel Qwixx, einer Mischung aus Bingo und Kniffel, stand gleich noch ein weiteres "Minispiel" in der Auswahl für den Titel "Spiel des Jahres". Auch Qwixx ist jeden Euro wert und sorgt dank seiner schnell verstandenen Regeln für einen munteren Spieleabend mit Freunden und Kollegen.

Auf der Liste "Kennerspiel des Jahres" standen mit Brügge, Die Legenden von Anhur und dem prächtig präsentierten Die Paläste von Carrara dagegen schon eher schwierigere Spiele, die einen längeren und genaueren Blick in das Regelwerk voraussetzen. Ausgezeichnet wurde schließlich das kooperative Rollenspiel Die Legenden von Anhur, welches den Spieler 60 bis 90 Minuten lang durch diverse Abenteuer schickt. Der Verzauberte Turm von Inka und Markus Brand wurde zum "Kinderspiel des Jahres" gekürt.

King of Tokyo und Schnäppchenjäger

Abseits der Spieleauszeichnungen stehen viele, weitere Spiele im Rampenlicht: King of Tokyo zum Beispiel, welches sich bereits am ersten Tag so gut verkaufte, dass es zum Ende der Öffnungszeiten hin beinahe an jedem Stand ausverkauft war. King of Tokyo erschien 2011 und hat sich in den letzten Jahren zum regelrechten Spiele-Hype entwickelt. In dem Würfelspiel treten die Spieler in Form von bekannten und wunderbar visualisierten Monstern wie King Kong und Godzilla gegeneinander um die Vorherrschaft in Tokyo an. Auf der Messe gab es neben einer neuen Halloween-Erweiterung auch eine exklusive Spielfigur zum Abstauben: den Space Pinguin!

"Abstauben" ist ein gutes Stichwort, denn die Spiel in Essen ist nicht nur das Paradies für Spieler, sondern auch ein El Dorado für Schnäppchenjäger und Sammler. Zahlreiche Verlage ködern mit raren Promokarten und verlosen seltene Erweiterungen, viele Spieleläden verkaufen ihre Ware im steten Preiskampf mit der Konkurrenz. Da gibt es für findige Spielefans jede Menge Möglichkeiten durch Rabatte, mit Gutscheinen und Gewinnchancen extrem günstig an das Spiel der Wahl zu kommen.

Am Ende des langen Tages sieht man das Ergebnis dann in Form von gut gefüllten Taschen im XXL-Format und bis zum Anschlag gestapelten Sackkarren durch die Messehallen Richtung Ausgang ziehen. Wer sich dieses Spektakel selbst anschauen will, für den hat die Spiel in Essen noch bis zum 27. Oktober geöffnet. Danach nimmt man am besten erstmal Urlaub, um die ganzen erstandenen Spiele ausgiebig auszuprobieren.

(felt)
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