Neigung in frühen Kindertagen entstandenSexualmediziner hält Kannibalen nicht für krank
Kassel (rpo). Obwohl seine Neigungen bereits in frühen Kindertagen entstanden sein sollen, hält der Prozess-Gutachter den Kannibalen von Rotenburg nicht für krank. Der Sexualmediziner und Psychotherapeut Klaus Beier von der Berliner Charité sagte vor dem Kasseler Landgericht: "Ich habe nie einen Hinweis auf psychopathologische Störungen entdeckt." Der 42-jährige Angeklagte Armin Meiwes habe sympathischen Männern mit dem Schlachten und Verspeisen nahe sein wollen, sagte Beier. Damit bestätigte er die Darstellung von Meiwes. Der Gutachter sagte, er habe keinen Hinweis auf Depressivität oder Gemütseintrübung gefunden. Die kannibalistische Neigung des Angeklagten sei bereits in Kindertagen entstanden. Meiwes habe sich oftmals leer und verlassen gefühlt. Der Vater hatte die Familie verlassen, als Armin Meiwes acht oder neun Jahre alt war. Der Junge habe Fürsorge gebraucht. "Er wollte immer einen Menschen zur Verfügung haben", sagte Beier. In der Fantasie habe sich Meiwes einen jüngeren Bruder mit dem Namen Frank Duval ausgedacht, mit dem er immer in Gedanken geredet habe. "Das hat aber nicht ausgereicht, das Alleinsein zu kompensieren", sagte der Psychotherapeut. In der Pubertät habe Meiwes erlebt, dass kannibalistische Fantasien ihn erregten. Diese seien immer weiter gegangen: "Das Ganze geht Richtung Schlachtvorgang, das Zerlegen und das Eröffnen des Bauchraumes", sagte Beier. Der Computertechniker aus dem hessischen Rotenburg hat gestanden, am 10. März 2001 einen Berliner Diplom-Ingenieur auf dessen Wunsch hin mit einem Stich in den Hals getötet zu haben. Große Teile des Menschenfleischs ließ er tiefgefrieren und aß nach eigenen Angaben etwa 20 Kilogramm davon. Er ist wegen Sexualmordes angeklagt.