Fünf Tote bei Unglück auf Kraftwerksbaustelle Arbeiter unter 100 Tonnen Stahl begraben

Grevenbroich (RPO). Nach einem Unglück auf der RWE- Kraftwerksbaustelle in Grevenbroich-Neurath wird noch immer ein Arbeiter vermisst. Bei dem Unfall am späten Nachmittag wurden fünf Menschen getötet. 100 Tonnen schwere Stahlteile waren in die Tiefe gefallen und begruben mehrere Arbeiter unter sich.

Tote beim Unglück am RWE-Kraftwerk
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Tote beim Unglück am RWE-Kraftwerk

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Gegen 16.30 Uhr hatte sich in etwa 100 Metern Höhe ein Teilstück des Großkessels, eine sogenannte Seitenwandbandage, gelöst. Es handelt sich dabei um ein Konstrukt aus mehreren Stahlträgern, das über 100 Tonnen wiegt. Einer der fünf getöteten Bauarbeiter stürzte aus 160 Metern Höhe ab, ein zweiter aus 70 Metern. Sechs Arbeiter wurden schwer verletzt. Wie es zu dem Einsturz kommen konnte, ist noch unklar. Bei den Getöteten handelt es sich um Mitarbeiter eines Subunternehmens.

Zwei Leichen liegen noch auf dem Gerüst und konnten bisher nicht geborgen werden. Die Rettungsarbeiten gestalten sich schwierig, weil riesige Stahlteile den Weg zu den Verunglückten versperren. Bei den Bergungsarbeiten sei das größte Problem, eine Gefährdung der Hilfskräfte selbst zu vermeiden, so ein RWE-Sprecher. Ein Verletzter sei von einem Rettungshubschrauber mit schweren Prellungen von dem Stahlgerüst heruntergeholt worden, berichtet der WDR.

"Das ist ein schrecklicher Unfall", sagte Johannes Lambertz, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der RWE Power AG, beim einem Besuch des Unglücksortes.

"Man weiß nicht, ob noch was runterkommt"

Auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) begab sich nach Bekanntwerden des Unglücks sofort zu der Kraftwerksbaustelle. Er drückte den Betroffenen sein Mitgefühl aus.

Natürlich müsse die Unglücksursache so bald wie möglich aufgeklärt werden, "aber jetzt stehen zunächst einmal die Sicherheitsmaßnahmen im Vordergrund", sagte er im WDR. "Da ist so viel Stahl runtergekommen, dass die Einsatzkräfte da noch nicht mal reingehen können. Da braucht man ja auch Licht zu, man weiß nicht, ob noch was runterkommt."

NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP) sagte, die Landesregierung stehe bei der Aufklärung der Unglücksursache in engem Kontakt mit RWE. Das Unternehmen sei auf der Baustelle für die Sicherheit seiner Mitarbeiter verantwortlich, betonte Wolf. Er kündigte eine lückenlose Aufklärung der Ursachen an. Auch RWE-Vorstand Johannes Lambertz versprach eine genaue Analyse des Unglücks.

Ende 2009 sollte der erste Kraftwerksblock in Betrieb gehen. Die Baukosten für das Braunkohlekraftwerk belaufen sich laut RWE auf 2,2 Milliarden Euro. Es wird nach Angaben von RWE das größte und modernste Braunkohlekraftwerk in Europa. Im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und NRW-Regierungschef Rüttgers war im August 2006 der Grundstein für das Bauwerk gelegt worden.

Erst vor einigen Wochen war auf der gleichen Baustelle ein Mann bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommen. Ein 51-Jähriger war am 3. September aus zehn Metern Höhe abgestürzt.

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