15 Jahre Gefängnis Anwalt fordert Höchststrafe für Marco W.

Köln (RPO). Marco W., der seit April wegen möglicher Vergewaltigung in der Türkei in Untersuchungshaft sitzt, soll die Höchststrafe von 15 Jahren erhalten - das fordert jedenfalls der Anwalt der 13 Jahre alten Britin Charlotte, die Marco W. vergewaltigt haben soll.

Der Fall Marco W. - eine Chronik
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Foto: ddp

Zur Begründung sagte der türkische Rechtsanwalt Ömer Aycan in der ARD-Sendung "Menschen bei Maischberger", der Untersuchungshäftling sei schuldig und müsse wegen Vergewaltigung der 13-jährigen Charlotte verurteilt worden. Dafür seien nach dort geltendem Recht 15 Jahre Haft möglich. Das Mädchen habe in Großbritannien ausgesagt, und seine Familie wolle, dass Marco bestraft werde. Ein ärztliches Gutachten bestätige die Aussage, dass zwischen den beiden Verkehr stattgefunden habe. "Das sind Beweise", rief der türkische Anwalt aus, der deutschen Politikern vorwarf, die Türkei mit ihrer Einmischung in den Fall "wie eine Bananenrepublik" zu behandeln.

Der Anwalt des seit über sechs Monaten in der Türkei inhaftierten Marco aus Niedersachsen dagegen will für seinen Mandanten bis zum Europäischen Gerichtshof gehen. Anwalt Michael Nagel bezeichnete den Umgang des örtlichen Gerichts mit dem 17-Jährigen aus Uelzen am Montagabend als Justizskandal.

Nagel betonte, der Gutachter habe das ärztliche Attest später relativiert und gesagt, er habe keinen Geschlechtsverkehr feststellen können. "Es konnte festgestellt werden, dass das Mädchen noch Jungfrau ist", sagte Marcos Anwalt laut Vorabmeldung der ARD. Daher gebe es keinen Tatverdacht der Vergewaltigung, und der Junge sei entlastet. In Deutschland wäre es nach den vorliegenden Ermittlungsergebnissen zu keiner Anklage gekommen. "Wir werden bis zum Europäischen Gerichtshof gehen, weil Menschenrechte verletzt worden sind", betonte Anwalt Nagel.

Marcos Vater Ralf Jahns berichtete in seinem ersten Fernsehinterview, dass sein Sohn wegen der vielen Monate Untersuchungshaft in der Türkei in schlechtem Zustand sei. "Der lange Zeitraum setzt ihm zu", fügte er hinzu. Marcos Vater hat nach eigenen Angaben Zweifel, ob sein Sohn in ein normales Leben zurückfinden könne. Der Junge habe nach der Verhaftung nur noch geweint, "und auch mir sind die Beine weg gebrochen", fügte Jahns hinzu und sagte: "Ich wünsche dem Gericht mehr Mut zur Menschlichkeit." Marco habe nichts verbrochen und zu ihm gesagt, der sexuelle Kontakt sei im gegenseitigen Einvernehmen erfolgt.

Die Verhandlung gegen den 17-Jährigen in der Türkei wird am Freitag fortgesetzt.

(afp)
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