Anschlagspläne Terrorverdächtiger in der Uckermark gefasst

Potsdam · Die brandenburgische Polizei hat in der Uckermark einen 17 Jahre alten syrischen Terrorverdächtigen festgenommen. Er soll einen Selbstmordanschlag in Berlin geplant haben.

Fünf Monate nach der Terrorattacke auf den Berliner Weihnachtsmarkt hat die Polizei womöglich einen erneuten islamistischen Anschlag in der Hauptstadt verhindert. Ein 17-jähriger syrischer Asylbewerber wurde in einer Flüchtlingsunterkunft in Brandenburg unter Terrorverdacht festgenommen, wie das Landesinnenministerium in Potsdam am Dienstag mitteilte. Nach Einschätzung der Ermittler plante der Flüchtling einen Selbstmordanschlag. Der Ort war vermutlich Berlin, sagte Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD).

Nach ersten Erkenntnissen war der junge Mann 2015 eingereist und wurde als Asylbewerber registriert. Nach dpa-Informationen lebte er seit 2016 in einem Heim für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Gerswalde östlich von Templin in der Uckermark.

Die Polizei hatte Hinweise unter anderem aus Berlin und Hessen erhalten, wonach sich der junge Mann im Familienkreis verabschiedet habe und in den Dschihad ("Heiliger Krieg") eingetreten sei. "Es gab einen Brief an die Mutter, aus dem ganz unzweifelhaft seine Absicht hervorging", sagte Schröter. Die Mitteilung sei per WhatsApp verschickt worden.

Spezialeinsatzkräfte nahmen den Mann am Dienstagmorgen fest. Am frühen Nachmittag dauerte seine Befragung noch an. Einsatzkräfte des Landeskriminalamtes durchsuchten zudem das Heim. Polizeilich war der Verdächtige zuvor laut Ministerium nicht in Erscheinung getreten.

Die Bundesanwaltschaft führt in der Sache bisher kein Ermittlungsverfahren, wie ein Sprecher auf Anfrage sagte. Die Karlsruher Behörde ist zuständig für alle Straftaten, die sich in schwerwiegender Weise gegen die innere Sicherheit der Bundesrepublik richten, also für Terrorismus und Extremismus.

Laut Bundesinnenministerium bestand keine unmittelbare Anschlagsgefahr. Derzeit lägen dem Ministerium "keine Anhaltspunkte dafür vor, dass ein Anschlag unmittelbar bevorstand", sagte eine Sprecherin am Dienstag in Berlin. "Die Behörden haben schnell und frühzeitig reagiert, um ein Risiko für die Bevölkerung auszuschließen."

Die Festnahme zeige, dass die Sicherheitsbehörden in Bund und Ländern auch angesichts der hohen Gefährdungslage in Deutschland und Europa eng und gut zusammenarbeiteten und wenn nötig entschlossen und konsequent handelten. Wegen der laufenden Ermittlungen könne sie sich nicht konkreter zu dem Fall äußern, sagte die Sprecherin weiter.

Im Dezember hatte ein Tunesier bei einem Lkw-Anschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche zwölf Menschen getötet.

Die Uckermark ist eine Landschaft etwa 80 Kilometer nordöstlich von Berlin. Sie ist eine der am dünnsten besiedelten Gegenden Deutschlands. Hauptort ist die Stadt Prenzlau.

(th/dpa/afp)
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