Drahtzieher der Duisburger Mafia-Morde An wen wird Strangio ausgeliefert?

Duisburg/Rom (RPO). Etwa eineinhalb Jahre nach dem Mafia-Massaker in Duisburg ist der mutmaßliche Haupttäter Giovanni Strangio in den Niederlanden gefasst worden.

 Noch immer kein Hinweis auf den Aufenthaltsort des Verdächtigen.

Noch immer kein Hinweis auf den Aufenthaltsort des Verdächtigen.

Foto: Polizei Duisburg

Offen ist noch, wo Strangio der Prozess gemacht werden soll: Sowohl Deutschland als auch Italien haben angekündigt, Auslieferungsanträge an die Niederlande stellen zu wollen. Die Entscheidung liegt am Ende bei den niederländischen Behörden.

Der wegen sechsfachen Mordes mit internationalem Haftbefehl gesuchte Italiener war in der Nacht zum Freitag von einem niederländischen Spezialeinsatzkommando in einer Wohnung im Zentrum von Amsterdam überwältigt worden, wie der Duisburger Kriminaldirektor Holger Haufmann am Freitag auf einer Pressekonferenz berichtete.

Mit Strangio, der sich mit seiner 23 Jahre alten Ehefrau und seinem zweijährigen Sohn in der Wohnung aufhielt, wurde auch dessen Schwager Francesco Romeo festgenommen. Der in Italien bereits zu neun Jahren Haft verurteilte Romeo lag im Bett eines Nebenzimmers - der 43-Jährige gilt als möglicher Mittäter bei dem Blutbad in der Ruhrgebietsstadt.

Der mutmaßliche Mafia-Killer leistete bei seiner Festnahme keinen Widerstand. Doch wurden in der Fünf-Zimmer-Wohnung eine Waffe, zahlreiche gefälschte Pässe, eine Maschine zur Herstellung gefälschter Papiere und ein Geldbetrag von wahrscheinlich mehr als einer Million Euro sichergestellt.

Der 30-jährige, aus dem kalabrischen Siderno stammende Giovanni Strangio wird für eines der schwersten Verbrechen der deutschen Kriminalgeschichte verantwortlich gemacht. Am 15. August 2007 waren in der Nähe des Duisburger Hauptbahnhofs vor dem Restaurant "Da Bruno" sechs Italiener im Alter zwischen 16 und 39 Jahren erschossen worden. Das Vorgehen erinnerte an eine Hinrichtung. Hintergrund der Tat war den bisherigen Ermittlungen zufolge ein seit 1991 in Süditalien schwelender Mafiakrieg zwischen konkurrierenden Clans.

DNA-Spuren von Strangio im Fluchtwagen

Strangio stand schnell unter dringendem Verdacht, für die Morde verantwortlich zu sein. Tatmotiv könnte Blutrache sein. Denn eines der Opfer des Duisburger Blutbades, der 25-jährige Marco Marmo, soll am 25. Dezember 2006 im kalabrischen San Luca eine Verwandte von Giovanni Strangio erschossen haben.

"Gegen Strangio liegen zahlreiche Beweismomente dafür vor, dass er als Schütze an dem 6fach-Mord in Duisburg beteiligt war", sagte Haufmann. So wurden nach Angaben der Ermittler in dem von den Tätern benutzen Fluchtauto Schmauchspuren und DNA von Strangio gefunden. Außerdem wurden Telefongespräche abgehört, in denen er vor der Tat eine Abrechnung angekündigt hatte. Darüber hinaus soll Strangio wenige Tage vor dem Massaker versucht haben, in Deutschland Großraum-Magazine für die bei der Tat verwendeten Schusswaffen vom Typ Beretta 93 R zu kaufen.

Die von Zielfahndern des BKA unterstützten Duisburger Ermittler hatten nach eigenen Angaben bereits Ende 2007 erste Anhaltspunkte, dass sich Strangio in den Niederlanden aufhalten könnte. Doch erst als im vergangenen November drei Schwestern Strangios nach Amsterdam reisten, gelang es den Ermittlern, die Spur aufzunehmen. Anfang März führten langwierige Observationen die Fahnder schließlich zu einem Sieben-Familien-Haus in einer bürgerlichen Wohngegend in Amsterdam-Diemen, wo Strangio und Romeo mit ihren Familien lebten.

Gemeinsamer Fahndungserfolg

Die Duisburger Polizei sprach von einem gemeinsamen Fahndungserfolg niederländischer, italienischer und deutscher Behörden. Offen ist für die Ermittler noch, wer der zweite Schütze beim Duisburger Blutbad war. Doch haben die Fahnder den Verdacht, dass es sich dabei um Romeo oder um einen anderen Schwager Strangios, Giuseppe Nirta, gehandelt haben könnte, der bereits vor einigen Monaten in Amsterdam verhaftet wurde. Das Trio habe in der Vergangenheit bereits wiederholt zusammengearbeitet, sagte der Leiter der Mordkommission Heinz Sprenger. Aufschluss könnte eine DNA-Spur des zweiten Täters geben, die im Fluchtwagen gefunden wurde. Sie soll nun mit Speichelproben Romeos und Nirtas verglichen werden.

Offen ist noch, wo Strangio der Prozess gemacht werden soll: Sowohl Deutschland als auch Italien haben angekündigt, Auslieferungsanträge an die Niederlande stellen zu wollen.

(AP)
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