Schüler verletzt: Nach Messerangriff in Wuppertal – Anklage gegen 17-Jährigen
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Bluttat von Ansbach Amokläufer handelte aus Menschenhass

Ansbach (RPO). Der Amokläufer von Ansbach handelte bei seiner Tat aus allgemeinem Hass auf die Menschen und die Schule. Dies gehe aus mehreren vom Täter verfassten Texten hervor, die auf seinem Laptop gefunden wurden, sagte Oberstaatsanwältin Gudrun Lehnberger am Montag in Ansbach. Der Täter hatte demnach den Anschlag auf das Gymnasium schon vor Monaten akribisch geplant.

 Oberstaatsanwältin Gudrun Lehnberger vor Journalisten.

Oberstaatsanwältin Gudrun Lehnberger vor Journalisten.

Foto: ddp, ddp

Der 18-Jährige, der von Polizeibeamten angeschossen worden war und daraufhin in ein künstliches Koma versetzt wurde, war am Montag zunächst noch nicht vollständig wieder erwacht. Der Haftbefehl gegen ihn konnte noch nicht eröffnet werden, weil er "noch nicht ausreichend orientiert" gewesen sei, sagte Lehnberger.

Auf dem beschlagnahmten Laptop des 18-Jährigen fanden die Ermittler demnach mehr als 80 Seiten Texte, die "deutliche Hinweise auf die Tat und die Gedanken des Täters" liefern. Experten gelang es, die gelöschten Dokumente zu rekonstruieren. Daraus gehe hervor, das der Täter aus "Hass gegen die Menschheit im Allgemeinen und gegen die Institution Schule" handelte, sagte Lehnberger vor Journalisten in Ansbach. Bei der Tat habe er eigens ein T-Shirt mit der Aufschrift "made in school" getragen und sich damit als Produkt der Schule verstanden.

Aus den Texten des 18-Jährigen, die laut Staatsanwaltschaft alle an eine "fiktive Ansprechpartnerin" gerichtet waren, geht zudem weiter hervor, dass er sich ungerecht behandelt, ausgegrenzt und nicht anerkannt fühlt. Zudem habe er die Angst geäußert zu erkranken, sein Abitur nicht zu bestehen und keine Zukunft zu haben. Laut Lehnberger erwähnte er auch ein Erlebnis in der sechsten Klasse, als er in einem Bus verprügelt worden sei und keiner geholfen habe.

Der 18-Jährige "wollte nicht mehr leben", sagte Lehnberger. Er habe damit gerechnet, von der Polizei getötet zu werden. Ein jugendpsychiatrischer Gutachter solle seine Schuldfähigkeit untersuchen. Der Täter hatte am Donnerstag in Ansbach mit Axt und Molotow-Cocktails bewaffnet neun Schüler und einen Lehrer zum Teil lebensgefährlich verletzt. Der Gesundheitszustand von zwei schwerverletzten Mädchen hat sich stabilisiert, sie sind außer Lebensgefahr. Mehr als 60 Zeugen wurden bislang zu dem Amoklauf vernommen, so dass die Ermittler den genauen Tathergang rekonstruieren konnten. Hinweise auf einen Mittäter gebe es nicht.

Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte der 18-Jährige bereits Anfang April in den gefundenen Schriftstücken erste Andeutungen zu der Tat gemacht und im Mai und Juni konkrete Pläne ausgearbeitet, bis hin zur Bewaffnung, der Tatzeit und zur Etage des Schulgebäudes. Sein Ziel sei es gewesen, möglichst viele Schüler zu töten. Den Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium mit 16 Todesopfern 2002 habe er als "eine Möglichkeit" benannt, die ihn vielleicht beeinflusst haben könnte, sagte der zuständige Staatsanwalt Jürgen Krach. Gewalt- oder Killerspiele seien bislang nicht gefunden worden.

Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) plädierte unterdessen dafür, die Höchstgrenze für Jugendarrest auf maximal drei Monate zu verlängern. Zugleich sollen Jugendliche in dieser Zeit therapeutisch betreut werden, sagte sie der "Augsburger Allgemeinen". Von der derzeitigen Höchstgrenze von vier Wochen. Damit "lässt sich das Verhalten von immer mehr jungen Menschen, die mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind, kaum noch ändern", sagte Merk.

(DDP/asl)
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