Verwitterte Euros Alle Theorien über die zerbröselnden Geldscheine

Berlin (RPO). In Deutschland tauchen Geldscheine auf, die unter den Fingern zerbröseln. Mittlerweile gibt es mehrere Vermutungen über die Ursachen des skurrilen Phänomens. So könnten etwa defekte Geldautomaten verantwortlich sein, Bankräuber, Putzmittel, Säure oder Sulfatsalz.

 Die Geldscheine zerbröseln bei Kontakt mit der Hand.

Die Geldscheine zerbröseln bei Kontakt mit der Hand.

Foto: DEUTSCHE BUNDESBANK, AP

In den letzten Monaten wurden rund 1500 Banknoten sichergestellt, alle im Wert von bis zu 100 Euro, die beim Anfassen unter den Händen zerbröselten. Laut Bundesbank sind alle Scheine echt, ein Fehler bei ihrer Herstellung ist ausgeschlossen - und einen ähnlichen Fall hat es bisher nie gegeben. Wahscheinlichste Ursache für den Verfall des Geldes ist derzeit Kontakt mit einer Säure. Aber wie kam es dazu?

Theorie Nummer 1: Bankräuber

Bankräuber könnten ihre Beute von verräterischen Spuren befreit haben - mit der späten Nebenwirkung, dass die Scheine jetzt zerfallen. Im Falle eines Raubes werden Banknoten manchmal mit einer roten Spezialtinte versetzt, um sie als Diebesgut zu kennzeichnen. Abwaschen lässt sich die Farbe dann nicht mehr. Es sei aber nicht auszuschließen, meinte nun der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, dass Diebe es geschafft hätten, die Tinte mit einem chemischen Verfahren zu entfernen. Dabei wäre dann das Papier auf der Strecke geblieben.

Theorie Nummer 2: Geldautomat

Eine defekte Batterie in einem Geldautomaten könnte die Ursache für die Auflösung des Geldes sein, denn Batterien enthalten Schwefelsäure. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums stammen die fraglichen Banknoten alle aus bestimmten Automaten. Die Maschinen werden nun ausgetauscht, wie Ministeriumssprecher Stefan Kaller in Berlin sagte.

Theorie Nummer 3: Erpressung

Es kursieren Spekulationen über einen Erpresser, der womöglich beweisen will, dass er Banknoten zerstören kann. Eine Sprecherin der Bundesbank kommentierte die Idee nicht. Laut der Berliner Polizei würde im Falle einer Straftat wegen Sachbeschädigung in einem besonders schweren Fall ermittelt.

Theorie Nummer 4: Industrie-Reiniger

Industrielle Reinigungsmittel können Chemikalien enthalten, die dem Papier von Geldscheinen zu Leibe rücken können. Wann und wie das Geld so einem Mittel ausgesetzt worden sein könnte, bleibt ein Rätsel.

Theorie Nummer 5: Sulfatsalz

Chemiker vermuten einem Bericht der "Bild"-Zeitung zufolge, dass die Scheine mit einem Sulfatsalz gepudert sind, das sich in Verbindung mit Feuchtigkeit - zum Beispiel durch Handschweiß - zu Schwefelsäure entwickele. Dafür spreche, dass sich die Scheine erst nach einiger Zeit aufgelöst hätten. Andere Chemiker glauben allerdings eher an eine flüssige Säure. Auch, woher das Sulfatsalz stammen könnte, bleibt bislang der Fantasie überlassen.

Die beschädigten Scheine tauchten vor allem in Nord- und Ostdeutschland auf. Laut Europäischer Zentralbank sind aus anderen Ländern des Euroraumes bislang keinerlei Fälle brüchiger Scheine bekannt.

Die ersten Fälle traten laut Polizei im Juni und Juli auf, als in Berlin und Potsdam zerstörte 20-Euro- und 5-Euro-Banknoten abgegeben wurden. Ab August tauchten in Berlin und Umgebung immer mehr zerstörte Scheine auf. Mittlerweile sind laut "Bild"-Zeitung 15 weitere Städte betroffen, darunter Düsseldorf, München, Leipzig und Freiburg.

Laut Bundesbank ist angesichts eines Gesamtumlaufs von rund fünf Milliarden Euro-Scheinen in Deutschland die Wahrscheinlichkeit, eine solche Banknote zu erhalten, sehr gering. Verdächtige Scheine könnten umgetauscht werden, vorausgesetzt, dass mehr als 50 Prozent von ihnen vorgelegt werden oder der Antragsteller nachweist, dass die fehlenden Teile vernichtet wurden.

Nach Einschätzung des LKA Berlin ist eine Gesundheitsgefährdung "beim normalen Umgang mit solchen Banknoten unwahrscheinlich".

(ap)
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