Ministerin informiert über Tierseuche Afrikanische Schweinepest erreicht Deutschland - Krisenmaßnahmen laufen an

Berlin · Die Afrikanische Schweinepest ist erstmals in Deutschland nachgewiesen worden. Für Menschen gilt die Tierseuche als ungefährlich, aber für Bauern kann sie zu einem großen Problem werden.

 Die Afrikanische Schweinepest ist für Haus- und Wildschweine gefährlich.

Die Afrikanische Schweinepest ist für Haus- und Wildschweine gefährlich.

Foto: dpa/Lino Mirgeler

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) hat Deutschland erreicht. Die für Menschen ungefährliche Tierseuche wurde erstmals bei einem toten Wildschwein in Brandenburg nahe der Grenze zu Polen nachgewiesen, wie Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) am Donnerstag in Berlin mitteilte. Vor Ort gelte es jetzt zu klären, ob es über den Kadaver hinaus eine Verbreitung in dem Gebiet gebe. Ziel sei es, das Geschehen einzugrenzen. Für Landwirte können nun Exportstopps für Schweinefleisch ins Nicht-EU-Ausland etwa nach Asien drohen. Klöckner warnte aber vor Panikmache bei den wirtschaftlichen Folgen: „Es ist ein Wildschwein gefunden worden in einem Landkreis.“

Krisenmaßnahmen laufen nun in zwei brandenburgischen Landkreisen an, wie Landesverbraucherministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) in Potsdam sagte. Der Fundort des Kadavers liege im Landkreis Spree-Neiße, aber sehr nah an der Grenze zum Landkreis Oder-Spree. In einem Radius von mindestens 15 Kilometern um den Fundort solle jetzt ein vorläufiges Gefahrengebiet eingerichtet werden, das beide Landkreise umfasse und ins benachbarte Polen reiche. In dem Gebiet gebe es Schweinehalter. Der Abstand zu einem größeren Betrieb betrage etwa sieben Kilometer. Tierhalter seien schon seit längerem für strenge Hygienevorkehrungen sensibilisiert worden. Die Vorgaben sollen erneut überprüft werden.

„Wir müssen jetzt alles versuchen, um eine weitere Ausbreitung des Seuchengeschehens zu verhindern“, sagte Nonnemacher. In dem Gebiet sind daher Beschränkungen vorgesehen. Angeordnet werden soll ein striktes Jagdverbot, um Wildschweine nicht aufzuschrecken. Möglich sind auch Nutzungsbeschränkungen, etwa Ernteverbote für Maisfelder. Veranstaltungen mit Schweinen wie Hoffeste oder Agrarschauen werden untersagt. Später solle auch eine Kernzone eingerichtet werden. Landestierarzt Stephan Nickisch sagte, sie solle einen Radius von mindestens drei Kilometern um den Fundort haben. Die Zone soll dann auch eingezäunt werden, das Betreten soll verboten werden.

Das bundeseigene Friedrich-Loeffler-Institut hatte den ASP-Verdacht als nationales Referenzlabor abgeklärt. Nach Angaben von Präsident Thomas Mettenleiter wurden drei Proben überprüft, die eindeutig positiv waren. Zuvor hatte das Landeslabor in ersten Untersuchungen den Verdacht festgestellt. Der Kadaver sei sehr stark verwest und habe sicherlich schon einige Zeit am Fundort gelegen, erläuterte Mettenleiter. Die Stelle wurde desinfiziert. Der Experte äußerte sich vorerst zurückhaltend dazu, ob der Fall möglicherweise auf die Ausbreitung der ASP in Westpolen im vergangenen Jahr zurückgehe.

Ein Übertreten der Tierseuche nach Deutschland war seit längerem befürchtet worden. Im März war in Polen ein daran gestorbenes Wildschwein nur etwas mehr als zehn Kilometer vor der Grenze zu Deutschland entdeckt worden. Als Ursache für die Verbreitung in Europa vor allem über längere Entfernungen wird achtloses Wegwerfen von Speiseabfällen vermutet, die den Erreger enthalten. Das Bundesagrarministerium ruft deshalb bereit seit Jahren unter anderem Autofahrer aus Osteuropa zur Vorsicht auf.

Wirtschaftliche Folgen durch die Seuche für die Landwirtschaft

Die Landwirtschaft muss sich auf wirtschaftliche Folgen einstellen. Klöckner betonte, dass der Handel mit Schweinen und Schweinefleisch innerhalb der EU weitgehend aufrechterhalten werden könne - von Einschränkungen betroffen wären nicht Betriebe in ganz Deutschland, sondern nur in dem konkreten Gebiet. Nach Angaben des Ministeriums ist aber davon auszugehen, dass Schweinefleischexporte aus Deutschland besonders nach Asien weitgehend wegfallen dürften. Das Ministerium sei aber in Kontakt mit mehreren Nicht-EU-Staaten, um ebenfalls nur regionale Beschränkungen zu vereinbaren, hieß es.

Sicherlich dürften nun Schweinehalter auch anderswo noch stärker in „Habacht-Stellung“ sein, sagte Klöckner. Sie würden aber jetzt nicht in ganz Deutschland für einen Fund in einem Landkreis „verhaftet“. Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte: „Schweinefleisch kann weiter bedenkenlos verzehrt werden. Dennoch machen wir uns großes Sorgen.“ Schweinehalter hätten umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Die Vorsorge müsse aber verstärkt werden. Um die ASP einzudämmen, brauche es eine wildschweinfreie Zone an der polnischen Grenze.

Klöckner betonte: „Die Afrikanische Schweinepest ist für den Menschen ungefährlich.“ Vom Verzehr von möglicherweise kontaminiertem Fleisch gehe keine Gefahr aus. Für Schweine ist die Seuche dagegen fast immer tödlich. Einen Impfstoff gibt es nicht. Brandenburg hatte einen 120 Kilometer langen Elektroschutzzaun an der Grenze errichtet. Er soll Wildschweine aufhalten. Ein fester Schutzzaun im Kreis Spree-Neiße ist geplant. Auch am sächsischen Grenzverlauf wurde ein Zaun gebaut.

Wildschweinkadaver notfalls per 112 melden

Wer beim Waldspaziergang einen Wildschweinkadaver findet, soll das umgehend melden. Darauf weist der Deutsche Jagdverband (DJV) hin. „Früherkennung der Afrikanischen Schweinepest ist jetzt das A und O“, sagt DJV-Sprecher Torsten Reinwald. Das heißt, am besten gleich das Handy zücken und anrufen: „Wenn man die Nummer vom Kreisveterinäramt nicht zur Hand hat, geht auch die Notrufnummer 112.“

Auch eine Meldung über die App des Tierfund-Katasters ist möglich. Die eingegebenen Daten erreichen direkt das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), das Bundesinstitut für Tiergesundheit, und gehen von dort an das zuständige Veterinäramt.

Wer ein totes Wildschwein entdeckt, sollte zudem Abstand halten. Denn Erreger der hochinfektiösen Krankheit überleben monatelang und könnten sonst etwa an der Schuhsohle in einen landwirtschaftlichen Betrieb getragen werden. Wer dennoch in Kontakt mit einem Kadaver gekommen ist, sollte danach Kleidung und Schuhe waschen.

Um andere Haustiere wie Hund oder Katze müssen sich Tierhalter laut DJV keine Sorgen machen: Sie können nicht an der Schweinepest erkranken. Auch für die Verbreitung spielen sie offenbar keine Rolle. „Es gibt auch keine Hinweise, dass zum Beispiel Aasfresser wie Wolf oder Krähe an der Verbreitung beteiligt sind“, sagt Reinwald.

Immerhin möglich ist auch, dass Spaziergänger einem lebenden infizierten Wildschwein begegnen. „An der Afrikanischen Schweinepest erkrankte Wildscheine sind in den meisten Fällen apathisch und haben Störungen in der Motorik, schwanken also zum Beispiel“, erklärt der DJV-Sprecher. „Meist haben sie auch sichtbare Blutungen am Maul oder am Fell.“ Wer so ein Tier sieht, sollte das ebenfalls sofort melden.

(lha/dpa)
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