Eingestürztes Stadtarchiv Adenauers Enkel befürchtet große Verluste

Köln (RPO). Mit großem Bedauern vernahm heute Nachmittag der Kölner Notar Konrad Adenauer, ältester Enkel des ersten Bundeskanzlers, die Meldung vom Einsturz des historischen Stadtarchivs an der Kölner Severinstraße. Denn möglicherweise sind zahlreiche Archivalien seines Großvaters zerstört worden.

Historisches Stadtarchiv in Köln - Bilder vom Einsturz 2009
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Das Historische Stadtarchiv in Köln ist eingestürzt

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Foto: AP

"Im Stadtarchiv lagen die gesammelten Unterlagen meines Großvaters, der ja von 1917 bis 1933 und dann noch kurz nach dem Krieg Oberbürgermeister dieser Stadt war, die er immer sehr geliebt hat", sagte Adenauer. "Aber das Schlimmste ist natürlich, dass man nicht weiß, wie viele Tote es zu beklagen gibt."

Wie bereits der langjährige Abteilungsleiter Eberhard Illner, der schwere Vorwürfe erhoben hat, da der Einsturz des Gebäudes eine absehbare Katastrophe gewesen sei, äußerte sich auch Adenauer kritisch. Seiner Meinung nach wirft der Einsturz des Archivgebäudes "ein sehr schlechtes Licht" auf die Stadt. "Viele Menschen werden mal wieder sagen: Typisch für Köln", meint Adenauer. Spätestens nachdem an der nahe gelegenen Kirche Sankt Johann Baptist vor drei Jahren schwere Schäden aufgetreten waren, hätte man
aber gewarnt sein müssen. 2004 hatte sich der Kirchturm aufgrund von U-Bahn-Bauarbeiten geneigt und konnte nur aufwändig mithilfe von Hydraulikpressen wieder aufgerichtet werden.

"Angesichts der ungeheuren Schätze, die im Kölner Stadtarchiv lagerten, hätte man genau prüfen müssen, ob das Gebäude hält", so Adenauer. In das nun eingestürzte Gebäude in der Südstadt war das Stadtarchiv, das als eines der größten und bedeutsamsten kommunalen Archive Deutschlands gilt, im Jahr 1971 eingezogen. Das Archiv besitzt unter anderem 65.000 Urkunden ab dem Jahr 922, zahllose Rechnungen, Karten und Plakate. Auch Filme und Fotos gehören zum Bestand. Daneben lagern im Archiv aber auch Hinterlassenschaften von historischen Persönlichkeiten wie Adenauer, dem Komponisten Jacques Offenbach oder Literatur-Nobelpreisträger Heinrich Böll.

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