Entschädigungen für Misshandlungen 40-Millionen-Fonds für frühere DDR-Heimkinder

Berlin · Gewalt, Missbrauch und Zwang gehörten zu ihrem traurigen Alltag: Tausende frühere DDR-Heimkinder bekommen nun Hilfe vom Staat. Der Bund und die ostdeutschen Länder stellen 40 Millionen Euro in einem Fonds bereit.

So sollten sich die Stasi-Spitzel "verkleiden"
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Dies teilten das Innen- und Familienministerium am Montag in Berlin mit, wo sie den Bericht "Aufarbeitung der Heimerziehung in der DDR" präsentierten. Zentrales Ergebnis ist, dass Einschüchterung, Kontrolle und harte Strafen für viele der Säuglinge, Kinder und Jugendlichen zum Alltag gehörten.

Der Studie zufolge haben zwischen 1949 bis 1990 etwa 495.000 Minderjährige die DDR-Heime durchlaufen, 135.000 davon besonders strenge Spezialheime für "schwer Erziehbare".

Belegt wird nun, dass in den Spezialheimen "allgemein die Menschenrechte verletzt" und den Insassen Bildung verweigert wurde. Außerdem wurden sie zur Arbeit gezwungen. Die schlimmen Erlebnisse haben der Studie zufolge die Lebenschancen der Betroffenen erheblich beeinträchtigt. Viele Betroffene litten noch heute an Traumatisierungen.

Die 40 Millionen Euro Hilfsgelder sollen nun in einen Fonds fließen, der ab 1. Juli bereit steht. Angestrebt werden gleiche Hilfen wie für ehemalige Heimkinder aus Westdeutschland. Finanziert werden sollen auch Beratungsstellen in den ostdeutschen Ländern, die zum Beispiel bei der Suche nach Akten und beim Zugang zu Hilfsleistungen und Rentenersatzleistungen aus dem Fonds helfen.

Der Parlamentarische Staatssekretär im Familienministerium, Hermann Kues, sagte: "Damit können wir das Unrecht nicht ungeschehen machen. Aber beide Fonds können den Betroffenen helfen, die Folgen dessen, was sie in den Heimen erlebt und durchlitten haben, zu mildern oder zu überwinden."

Einschüchterung, Kontrolle und Strafen

Der für den Aufbau Ost zuständige Vize-Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Arnold Vaatz, erklärte: "Wir werden nun für eine schnelle Umsetzung sorgen, damit so bald wie möglich tatsächlich Hilfe geleistet werden kann."

In dem Bericht heißt es über die staatlich betriebenen DDR-Heime:
"Unzureichende Bildungs- und Ausbildungsangebote, unangemessene Arbeitseinsätze der Kinder und Jugendlichen sowie eine mangelhafte gesundheitliche Versorgung waren an der Tagesordnung." Für viele Kinder und Jugendliche sei der Alltag von Einschüchterung, Kontrolle und Strafen in Form von Arrest und harter Gewalt geprägt gewesen.

Der Fonds "Heimerziehung West" wurde zum 1. Januar 2012 auf der Basis einer Bund-Länder-Vereinbarung eingerichtet, er umfasst 120 Millionen Euro.

(APD)
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