33 Jahre nach Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl Wildpilze in Bayern zum Teil immer noch radioaktiv belastet

Salzgitter · Mehr als drei Jahrzehnte nach der Nuklearkatastrophe wachsen in Bayern Wildpilze, die noch immer mit radioaktivem Cäsium belastet sind. Das belegen am Mittwoch veröffentlichte Messergebnisse. Die Grenzwerte sind zum Teil viermal so hoch, wie erlaubt.

 Maronenröhrling-Pilze gelten in Teilen Bayerns auch 33 Jahre nach der Katastrophe von Tschernobyl als radioaktiv belastet.

Maronenröhrling-Pilze gelten in Teilen Bayerns auch 33 Jahre nach der Katastrophe von Tschernobyl als radioaktiv belastet.

Foto: dpa/Armin Weigel

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter hat am Mittwoch Messergebnisse veröffentlicht. Demnach liegt die Belastung bestimmter Pilzarten bei bis zu 2400 Becquerel pro Kilogramm Frischmasse. Zum Vergleich: Im Handel verkaufte Wildpilze dürfen den Grenzwert von 600 Becquerel nicht überschreiten.

Wie hoch die Belastung mit Cäsium-137 ist, schwankt demnach sehr stark je nach Pilzart und von Standort zu Standort. Zu den besonders stark radioaktiv belasteten Pilzarten zählen laut Bundesamt unter anderem Semmelstoppelpilze, Elfenbein- und Braunscheibige Schnecklinge sowie Maronenröhrlinge.

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Die höchsten Radiocäsiumgehalte wurden in außergewöhnlich stark belasteten kleineren Waldgebieten im Bayerischen Wald, im Donaumoos südwestlich von Ingolstadt, im Berchtesgadener Land und in der Region Mittenwald ermittelt.

Über diesen Gebieten gingen nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl Anfang Mai 1986 Gewitter nieder. Das radioaktive Cäsium aus dem Niederschlag konnte sich dort in den Waldböden länger halten als beispielsweise auf Ackerböden.

"Cäsium-137 hat eine Halbwertszeit von rund 30 Jahren, darum ist das aus Tschernobyl stammende Cäsium bisher erst etwa zur Hälfte zerfallen", erklärt die BfS-Präsidentin Inge Paulini. "Aus Sicht des Strahlenschutzes sollte jede zusätzliche Strahlenbelastung minimiert werden. Im Extremfall enthält eine einzelne Mahlzeit dieser Pilze mehr Cäsium-137 als man mit anderen Lebensmitteln aus landwirtschaftlicher Produktion in einem ganzen Jahr zu sich nimmt."

Wer seine persönliche Strahlenbelastung so gering wie möglich halten wolle, solle daher keine stark belasteten Pilzarten aus höher belasteten Regionen essen. Wer selbst gesammelte Pilze in üblichen Mengen von bis zu 250 Gramm pro Woche verzehrt, muss den Angaben zufolge aber keine negativen gesundheitlichen Folgen aufgrund der Radioaktivität befürchten.

(cka/AFP)
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