Schlechte Noten als Auslöser 21-Jähriger gesteht Mord an Lehrerin

Lübeck (rpo). Weil sie ihre Lehrerin mit einem Fleischermesser getötet haben sollen, müssen sich zwei Brüder derzeit vor dem Landgericht Lübeck verantworten. Auslöser für die Bluttat soll ein Streit über Noten gewesen sein. Zum Auftakt des Prozesses um den Mord an einer Lehrerin in Schleswig-Holstein hat einer der beiden angeklagten Brüder ein Geständnis abgelegt.

Der 18-jährige Alex und und der 21 Jahre alte Vitali O. müssen sich vor der Jugendkammer des Lübecker Landgerichts wegen gemeinschaftlichen und heimtückischen Mordes verantworten. Der Ältere gestand in einer vom Verteidiger verlesenen Erklärung, die 55-jährige Isolde F. in Ahrensburg (Kreis Stormarn) zusammengeschlagen und erstochen zu haben. Der 18-Jährige verweigerte dagegen die Aussage.

Die mutmaßlichen Täter stammen aus einer deutschen Aussiedlerfamilie aus Kasachstan. Alex O. hatte von der Deutschlehrerin Isolde F. eine Fünf bekommen und seine Chancen schwinden gesehen, bei der Bundeswehr als Zeitsoldat aufgenommen zu werden. Laut Anklage holte er seinen Bruder am Abend des 16. Januar dieses Jahres in dem Restaurant ab, wo dieser als Kochlehrling arbeitete. Vitali habe ein Fleischermesser mitgenommen. Vor Gericht erklärte er, sie hätten damit der Lehrerin drohen wollen. Die Brüder klingelten gegen 22.00 Uhr bei der Lehrerin und erklärten, Alex brauche Hilfe.

Die Lehrerin öffnete die Tür. "Ohne Vorwarnung schlug ihr einer der Angeklagten mindestens sechs Mal mit einem Schlagring ins Gesicht", sagte Staatsanwalt Marcel Ernst. Alex O. habe daraufhin die Tür geschlossen. "Einer der Angeklagten rammte dem Opfer ein 25 bis 30 Zentimeter langes Messer insgesamt acht Mal in den Oberkörper", sagte Ernst. Dann habe ein Täter mit einem 20 Zentimeter langen Schnitt die Halsschlagader durchtrennt. Isolde F. verblutete und wurde am nächsten Morgen von einer Nachbarin gefunden. Die Tatwaffe wurde bis heute nicht gefunden.

Vier Tage nach dem Mord wurden die Brüder festgenommen, weil sie widersprüchliche Angaben zum Tatabend gemacht hatten. Zwei Monate später legte Vitali O. in der Untersuchungshaft ein Geständnis ab und erklärte, er allein habe den Mord begangen. Vor Gericht las Rechtsanwalt Thomas Elvers die Erklärung des 21-Jährigen vor: "Die Tat ist vollkommen aus dem Ruder gelaufen."

In der Schule habe die Lehrerin Alex neben der Fünf für seinen Leistungen im Fach Deutsch auch noch eine Sechs gegeben, weil er einen Tag gefehlt habe. Sie habe daran festgehalten, auch nachdem er eine Bescheinigung darüber vorgelegt habe, dass er bei der Musterung der Bundeswehr gewesen sei. Alex habe seine Lehrerin vor versammelter Klasse angeschrien, sich aber am folgenden Tag bei ihr entschuldigt. Diese Entschuldigung habe Isolde F. aber nicht angenommen.

Vitali habe dann seinem Bruder vorgeschlagen, "die Lehrerin zu bedrohen, damit sie ihre Schikanen einstellt", zitierte Elvers den 21-Jährigen. "Vitali war auch bereit, ihr Schläge zu verpassen."

Verhandlung auf Anfang August vertagt

Es sei in der Wohnung der Lehrerin zu einer "kurzen und leisen, aber heftigen Auseinandersetzung" gekommen. Isolde F. habe es als Frechheit empfunden, am Sonntagabend in ihrer Freizeit gestört zu werden, und Alex verhöhnt: "Du bist ein Verlierer, und das mit der Bundeswehr kannst du vergessen." Daraufhin sei es zu einem Handgemenge gekommen. Vitali habe sie geschlagen "und stach dann irgendwie zu".

Der Prozess wurde auf Anfang August vertagt und soll bis Mitte Oktober dauern. Nach Jugendstrafrecht droht den Angeklagten eine Höchststrafe von zehn Jahren Haft

(afp)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort