Trittbrettfahrer in Ennepetal 17-Jähriger nach Amokdrohung festgenommen

Ennepetal (RPO). Nach dem Amoklauf von Winnenden hat die Polizei im nordrhein-westfälischen Ennepetal möglicherweise eine weitere Bluttat an einer Schule verhindert. Die Ermittler nahmen einen 17-jährigen Gymnasiasten wegen einer Amokdrohung fest, wie Landrat Arnim Brux am Freitag mitteilte. Bei der Durchsuchung seines Zimmers wurden Chemikalien und Bauanleitungen für Sprengsätze gefunden.

Amok-Ankündigung offenbar eine Fälschung
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Amok-Ankündigung offenbar eine Fälschung

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Der Jugendliche soll die Tat für den 20. April angekündigt haben - den 10. Jahrestag des Schulmassakers von Littleton. Er bestreitet aber, die Drohung ernst gemeint zu haben. Der Gymnasiast wurde zwangsweise in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.

Die Ermittler hatten den 17-Jährige am Donnerstagmittag aus der Schule geholt und vorläufig festgenommen. Bei einer Durchsuchung seines Zimmers fanden sie unter anderem 30 Gramm Schwarzpulver, rund 200 China-Böller und Glyzerin. Das Material hätte einem Polizeisprecher zufolge gereicht, um mit entsprechenden Kenntnissen Sprengsätze zu bauen. Aus dem Internet hatte der Schüler Anleitungen für den Bau heruntergeladen und auf einem USB-Stick gespeichert. Er besaß zudem ein Luftgewehr und diverse Waffen-Imitate.

Der Gymnasiast war den Angaben zufolge bereits 2007 auffällig geworden, als er einen Lehrer bedrohte. Danach habe er sich in psychiatrische Behandlung begeben, hieß es. Am Montag erhielt die Polizei von der Mutter einer Schülerin erste vage Hinweise auf den Schüler. Bis Donnerstag habe man dann eine "konkrete Quelle" ausgemacht, hieß es: Demnach hatte der 17-Jährige erklärt, seinen 18. Geburtstag nicht mehr erleben zu wollen. Die Tat habe er für den 20. April angekündigt - den Tag des Schulmassakers von Littleton und Hitlers Geburtstag.

Der Gymnasiast bestritt in Verhören nachdrücklich, seine Ankündigung ernst gemeint haben, wie ein Polizeisprecher sagte. Er habe sich nur einen "dummen Spaß" erlaubt. Gegen ihn wird nun wegen des Verdachts auf Störung des öffentlichen Friedens und Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt.

Realschule nach Amok-Drohung durchsucht

Als Fehlalarm hat sich unterdessen eine Amok-Drohung an einer Realschule in Ilsfeld südlich von Heilbronn herausgestellt, die in der Nacht in einem Internet-Chat ausgesprochen wurde. Bei einer Durchsuchung sei nichts gefunden worden, was auf eine Gewalttat hindeute, teilte ein Polizeisprecher mit. Die Schule sei wieder freigegeben worden.

Ein 21-Jähriger aus Schneverdingen in der Lüneburger Heide wurde nach seiner Festnahme wegen einer Amokdrohung am Freitag wieder auf freien Fuß gesetzt. Er hatte im Internet einen "Amoklauf an der Teichschule" angekündigt und dies bei der Vernehmung auch sofort zugegeben. Eine Teichschule gibt es in dem betroffenen niedersächsischen Kreis Soltau-Fallingbostel nicht. Als Motiv gab der 21-Jährige an, er habe sich einen Spaß machen wollen und unter dem Eindruck des Amoklaufs in Winnenden spontan während des Chattens die Drohung verfasst. Laut Polizei ergaben die Ermittlungen, dass der 21-Jährige keinerlei Möglichkeiten hatte, an Waffen zu kommen, bisher hätten sich auch keine Hinweise auf weitere Straftaten ergeben.

(AP)
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