Zwischenbilanz des "Runden Tisches" 1500 Missbrauchs-Opfer haben sich gemeldet

Mainz (RPO). Beim Runden Tisch gegen Kindesmissbrauch haben sich seit April rund 1500 Opfer gemeldet. Diese Zwischenbilanz hat die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Christine Bergmann, am Mittwoch im ZDF-"Morgenmagazin" gezogen.

Wie entdeckt man, ob ein Kind missbraucht wird?
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Foto: AP

Das älteste Opfer sei heute 80 Jahre alt und habe zuvor noch nie über das Erlebte gesprochen. Viele Betroffene hätten hingegen in der Vergangenheit Hilfe gesucht, aber nicht erhalten.

Bergmann zufolge fordern alle Opfer die Aufhebung der Verjährungsfristen für Kindesmissbrauch. Auch finanzielle Entschädigungen würden eine Rolle spielen. Ferner müssten Lehrer und Erzieher besser fortgebildet und mehr Beratungsstellen für Opfer eingerichtet werden. Missbrauch geschehe stündlich, warnte Bergmann.

Der Runde Tisch der Bundesregierung gegen Kindesmissbrauch hatte sich im April konstituiert und will im September erste Ergebnisse vorlegen. Dem Gremium gehören 61 Vertreter von Politik und Kirchen sowie der Opferverbände und von Schul- und Internatsträgern an.

Marx: Missbrauchsdebatte ist noch lange nicht vorbei

Die Missbrauchsdebatte in der katholischen Kirche ist nach den Worten des Münchner Erzbischofs Reinhard Marx noch lange nicht beendet. "Es gibt zwar einige, die wieder gerne zum business as usual übergehen würden", sagte Marx der "Frankfurter Rundschau". "So leicht geht das aber nicht!"

Für ihn als Bischof sei wichtig, "dass wir die Krise zur geistlichen Erneuerung nutzen". Zugleich räumte Marx "Strukturen der Verantwortungslosigkeit" innerhalb der Kirche ein. Als besonders schlimm bezeichnete es der Erzbischof, "dass wir die Täter und die Institution geschützt und den Opfern viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben".

(DDP/KNA/felt)
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