Bad Reichenhall 15. Opfer - alle Vermissten tot geborgen

Bad Reichenhall (rpo). In Bad Reichenhall sind drei Tage nach dem Einsturz der Eisssporthalle alle als vermisst gemeldeten Verschütteten tot geborgen worden. Am Donnerstag stieg die Zahl der Todesopfer auf 15 an, teilte die Polizei mit. Mit weiteren Opfern unter der eingestürzten Halle rechnen die Hilfskräfte nicht.

Eishallen-Unglück: Bilder aus Bad Reichenhall
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Foto: ap

Wie lange die Bergungs- und Aufräumarbeiten rund um die Halle noch dauern werden, kann derzeit den Angaben zufolge nicht abgeschätzt werden. Auch die Klärung der Unglücksursache durch Sachverständige sei noch nicht absehbar.

Bei dem Einsturz der Halle am Montagnachmittag kamen drei Frauen zwischen 38 und 40 Jahren sowie 12 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 9 und 16 Jahren ums Leben. Die Leiche der 40 Jahre alten Frau wurde am Donnerstagmorgen als letzte unter den Trümmern geborgen. 34 Menschen, die sich zum Unglückszeitpunkt in der Halle befanden, kamen mit Verletzungen davon. 18 wurden unter anderem mit Quetschungen und Schnittwunden in Krankenhäuser gebracht, 16 wurden vor Ort von Hilfskräften des Bayerischen Roten Kreuzes betreut. Derzeit werden laut Polizei noch 13 Menschen in Krankenhäusern behandelt.

Hallenteile werden nummeriert

Zur Ursachenforschung werden wesentliche Teile der Halle, die von einer Spezialfirma mit großem Gerät abgetragen werden, nach dem Abbau nummeriert. Auf diese Weise sollen Gutachter später rekonstruieren können, wo sich das jeweilige Teil zum Zeitpunkt des Einsturzes befand. Bei den Bergungsarbeiten gingen die Hilfskräfte am Donnerstag noch sehr vorsichtig vor. Sie wollten sicher gehen, dass nicht doch noch Verschüttete, die nicht als vermisst gemeldet wurden, in den Überresten der Halle liegen.

Unterdessen wehrte sich Bad Reichenhalls Oberbürgermeister Wolfgang Heitmeier (Freie Wähler) gegen Schuldzuweisungen. Es müsse jetzt in einem geordneten Verfahren die Sachlage geklärt und nach der Ursache der Katastrophe gesucht werden, sagte das Stadtoberhaupt. Vorwürfe, er habe Sicherheitsmängel an der Halle gekannt und nichts dagegen unternommen, wies er erneut zurück.

Der Oberbürgermeister verwies auf ein Gutachten aus dem Jahr 2003, das im Rahmen der geplanten Sanierung der Eislauf- und der angrenzenden Schwimmhalle angefertigt wurde. Bei diesen Untersuchungen sei keine Einsturzgefahr oder eine Beeinträchtigung der Tragfähigkeit des Daches festgestellt worden, betonte Heitmeier. Er wolle sich aber auf keinen Fall aus der Verantwortung stehlen oder "irgendetwas abwiegeln", fügte der Oberbürgermeister hinzu und betonte: "Wenn ich schuld wäre, würde ich die Verantwortung auch tragen."

Architekt der Halle ist erschüttert

Unterdessen hat sich der Architekt der eingestürzten Eissporthalle, Hans Jürgen Schmidt-Schicketanz, erschüttert über das Unglück gezeigt. "Ich bin erschüttert und fassungslos", sagte der Münchner Architekt am Donnerstag in einem Interview. "Diese Halle hätte nicht einstürzen dürfen." Falls er schuld sei, "stehe ich dazu. Ich bin mir aber keiner Schuld bewusst", erklärte er.

"Es ist für mich ein ein Rätsel und unerklärlich", betonte Schmidt-Schicketanz. Er könne nur die Äußerungen des Oberbürgermeisters von Bad Reichenhall bestätigen: "Es gab keine konstruktiven Mängel. Die waren nie bekannt und sind nie an mich herangetragen worden."

"Wir haben 150 Kilo Schnee pro Quadratmeter einkalkuliert", erklärte der Architekt. "Das waren zehn Prozent mehr als erforderlich. Auch wenn dieser Wert erreicht worden wäre, hätte die Halle nicht einstürzen dürfen", denn die Statiker rechneten immer noch eine Sicherheitsmarge mit ein, betonte er.

Katholische und evangelische Seelsorger veranstalten am Samstag in Bad Reichenhall einen ökumenischen Wortgottesdienst. Dabei soll in der Pfarrkirche St. Zeno sowohl für die beim Einsturz der Eislaufhalle Verunglückten als auch für die durch die Lawine im Berchtesgadener Land ums Leben gekommenen Opfer gebetet werden. Ein großer ökumenischer Gottesdienst ist für Dienstagabend geplant. Dazu werden unter anderen der Münchner Kardinal Friedrich Wetter, Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) und weitere Vertreter der Staatsregierung erwartet.

(ap)
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