Nürnberger Waffenmesse 15 Gewehre gestohlen

Nürnberg (RPO). Die Internationale Waffenausstellung (IWA) in Nürnberg ist mit einer Gedenkminute für die Opfer von Winnenden eröffnet worden. Nichtsdestotrotz sind einem der Stände 15 Gewehre abhanden gekommen. Die Umstände des Diebstahls sind noch unklar.

Messesprecher Peter Ottmann sagte am Freitag der Nachrichtenagentur ddp, die hochwertigen Jagdwaffen seien am Donnerstagabend vom Stand eines österreichischen Herstellers gestohlen worden. Die Tat geschah während der Aufbauarbeiten zu der am Freitag eröffneten Waffenmesse. Der Sachschaden betrage rund 400 000 Euro.

Wie es zu dem Diebstahl kommen konnte, sei noch völlig unklar. Die Gewehre hätten sich in einer Vitrine befunden. Es sei eine Vorschrift bei der Messe, dass alle Waffen nur angekettet oder in verschlossenen Schaukästen präsentiert werden dürfen. "Für die Sicherung der Waffen ist der Standinhaber verantwortlich", betonte Ottmann. Die Nürnberger Polizei ermittle in dem Fall.

Gedenkminute für Opfer von Winnenden

Mit einer Gedenkminute für die Opfer des Amoklaufes von Winnenden ist am Freitag die Internationale Waffenausstellung (IWA) in Nürnberg eröffnet worden. Der Präsident der Hersteller von Jagd-, Sportwaffen und Munition (JSM), Olaf Sauer, forderte mehr Aufmerksamkeit im Umgang mit den Mitmenschen. "Ein Amokläufer ist für mich ein Signal, dass in der Gesellschaft etwas nicht stimmt", sagte er. Die Branche befinde sich in einem Zwiespalt. Blende man den Amoklauf aus, dann würde der Vorwurf lauten, es gehe nur um das Geschäft, zeige man Betroffenheit, dann werde dies als Eingeständnis der Schuld gewertet.

Der Präsident des Verbandes deutscher Büchsenmacher und Waffenhändler (VDB), Jürgen Triebel, sagte, man müsse sich Gedanken über die bessere Sicherung und Aufbewahrung von Waffen machen. "Wir sollten alles daran setzen, dass sich solche Ereignisse nie mehr wiederholen", sagte er.

Die IWA gilt als Weltleitmesse für Jagd- und Sportwaffen, Zubehör und Outdoor-Bekleidung. Noch bis zu 16. März zeigen in Nürnberg über 1000 Aussteller Neuheiten aus der Branche. Im vergangenen Jahr besuchten die Fachmesse fast 32 000 Gäste aus 99 Ländern.

"Business as usual"

Von Betroffenheit ist dennoch wenig zu spüren: Nur zwei Tage nach dem Amoklauf von Winnenden mit 16 Toten herrscht am Freitag auf der weltweit größten Fachmesse für Schusswaffen IWA in Nürnberg "Business as usual". "Das hier ist eine ganz normale Waffenmesse", sagt Marius Gehr, Besitzer eines Waffengeschäftes in Regensburg.

Der 52-Jährige inspiziert mit seinem 21-jährigen Sohn Johannes und Freund Thomas Neumaier gerade ein großes schwarzes Sturmgewehr. Mit Blick auf das Blutbad vom Mittwoch erklärt Neumaier: "Wenn einer mit einem Auto ins Straßencafe fährt und damit Menschen tötet, setze ich mich am nächsten Tag doch auch wieder hinters Steuer."

Der 17-jährige Tim K. sei ein "kranker Geselle" gewesen, sagt er. Was er in Winnenden angerichtet habe, sei Ausdruck einer "vollkommen degenerierten Gesellschaft", in der sich die Eltern nicht mehr um ihre Kinder kümmerten und zuließen, dass diese zunehmend vereinsamten. Die Waffenindustrie treffe jedenfalls keine Schuld. "Einen Amoklauf kann man nie verhindern", erklärt Gehr. Erst recht nicht durch noch schärfere Waffengesetze, wie es nun wieder diskutiert werde.

Stimmung nur ein bisschen gedrückt

"Wir haben doch ohnehin das schärfste Waffengesetz der Welt", sagt auch Hobby-Jäger Frank-Peter Müller. Die Gesetze müssten eben auch eingehalten werden, kritisiert der 52-Jährige aus Leipzig, der hauptberuflich Schießstände baut, sich aber nichts so sehr wünscht, wie Vollzeit-Jäger sein zu können. Gemeinsam mit seinem Kollegen Alexander Wolf besucht er die Nürnberger Waffenmesse regelmäßig.

In diesem Jahr sei die Stimmung "vielleicht ein bisschen gedrückt", findet Wolf. Richtig schlecht sei sie aber nicht. "Natürlich hat jeder von uns den Amoklauf im Hinterkopf", sagt er. Ein komisches Gefühl, gerade jetzt auf einer Waffenmesse zu sein, habe er aber nicht. Schließlich hätten die Eltern des 17-jährigen Schützen die Hauptverantwortung für das Massaker zu tragen und nicht die Waffenhersteller oder -händler.

Es sei ein Unding, dass der Vater die Tatwaffe nicht wie vorgeschrieben im Waffenschrank, sondern unter seinem Kopfkissen im Schlafzimmer aufbewahrt habe und offensichtlich gleichzeitig jedes Warnsignal seines labilen Sohnes ignoriert habe. "Das alles ist traurig, traurig. Aber alle Waffen abzuschaffen, ist Schwachsinn. Der Mensch findet immer eine Möglichkeit, sich gegenseitig zu schaden", sagt Müller.

Schweigsame Waffenhersteller

Für Carlo Ferlito, General Manager des Herstellers Beretta, übersteigt das Massaker von Winnenden jedes Vorstellungsvermögen. "Wir fragen uns, warum das geschehen ist", sagt er. Jede weitere Stellungnahme seines Unternehmens lehnt er aber ab. "Jetzt ist es nicht an der Zeit für Erklärungen, sondern Mitgefühl mit den Angehörigen der Opfer auszudrücken." Das alles sei eine Tragödie, sagt er.

Beim großen deutschen Waffenhersteller Walther will dagegen niemand auch nur ein Wort zu den Ereignissen in Baden-Württemberg verlieren. Stattdessen verweist ein Mitarbeiter auf den Herstellerverband. Dessen Präsident Olaf Sauer hatte bei der offiziellen Eröffnung der Messe am Morgen die Betroffenheit der Branche rasch abgehandelt. Nach einer Schweigeminute für die Opfer und einigen Sätzen des Bedauerns kehrt er rasch zum Tagesgeschäft zurück. "Business as usual" eben.

(DDP)
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