Berlin/Düsseldorf Deutsche essen weniger Fleisch

Berlin/Düsseldorf · Weltweit gehen Umweltschützer aber von einer Konsumzunahme aus.

Aus dem gestern vorgestellten "Fleischatlas 2014" geht hervor, dass der Fleischkonsum der Deutschen pro Jahr um etwa 2,5 Kilogramm pro Kopf zurückgegangen ist. Der weltweite Trend zeigt aber in die andere Richtung: Experten rechnen damit, dass die Menschen zur Mitte des Jahrhunderts 470 Millionen Tonnen Fleisch essen und damit 150 Millionen Tonnen mehr als heute.

Der steigende Wohlstand, vor allem in Schwellenländern wie China und Indien, sei die Ursache. Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, rät deshalb zur Einschränkung des Fleischkonsums auf einmal pro Woche: "Das beste wäre die Rückkehr zum Sonntagsbraten." Deutschland nimmt mit 60 Kilogramm Fleisch pro Kopf derzeit – ebenso wie bei Tierhaltung und Schlachtung – weltweit einen Spitzenplatz ein. Zum Vergleich: In China liegt der jährliche Fleischkonsum bei 38 Kilo, in Afrika bei 20.

Für Bedenken sorgt auch die industrielle Massentierhaltung. Unmüßig gibt an, dass bereits heute 70 Prozent aller Agrarflächen der Erde für der Tierfütterung beansprucht werden – mit fatalen Folgen für Kleinbauern. Soja von umgerechnet 16 Millionen Hektar Land wandert alleine für die europäische Fleischproduktion in die Tröge zur Mästung von Schlachttieren. "Diese Flächen fehlen den Ärmsten beim Anbau ihrer Lebensmittel", sagt Unmüßig. Experten prognostizieren deshalb eine Explosion der Land- und Nahrungsmittelpreise. Derzeit werden hierzulande jährlich 735 Millionen Tiere geschlachtet. Bei der Schweineschlachtung (58 Millionen) steht Deutschland im Europavergleich auf Platz eins, beim Rindfleisch (3,2 Millionen) auf Platz zwei hinter Frankreich.

Der im vergangenen Jahr zum ersten Mal erschienene "Fleischatlas" wird von der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung, dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der französischen Monatszeitung "Le Monde diplomatique" herausgegeben.

(RP)
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