Nach Kür zum Weltstaatsmann Der Kanzler wird zum obersten Laubenpieper der Hauptstadt gekürt

Berlin (dpa). Nach der Kür zum Weltstaatsmann wartet auf Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) jetzt eine Auszeichnung der ganz anderen Art: Die Berliner Hobbygärtner wollen den Kanzler als obersten Laubenpieper der Hauptstadt ehren. Dafür gibt es aber keinen übergroßen Gartenzwerg, sondern ganz ordentlich Medaille und Urkunde.

"Die Auszeichnung bekommt er für seine innere Beziehung zu den Kleingärten und dafür, dass er sie als wertvollen Erholungsort der Städter anerkennt", sagt der Verbandschef der Berliner Gartenfreunde, Jürgen Hurt. Die Berliner Freizeit-Gärtner rechneten es Schröder hoch an, dass er auch öfter mal bei einem niedersächsischen Freund im Garten sitze und Spaß daran habe.

Schröder nehme die Medaille am 22. September in der Kleingartenkolonie "Togo" im Wedding selbst in Empfang, bestätigte das Bundespresseamt am Dienstag einen Bericht der Tageszeitung "B.Z.". In der Weddinger Anlage werden schon die Ärmel hochgekrempelt, um ein zünftiges Gartenfest auf die Beine zu stellen. "Das hat sich Schröder gewünscht - mit einem frisch gezapften Bier", freut sich Hurt über die Volksnähe.

Die Berliner Laubenpieper haben laut Senat seit über 100 Jahren Konjunktur. Um die Jahrhundertwende boten sie vielen "kleinen Leuten" preiswerte Erholung von Mietskasernen und Enge in der boomenden Metropole. Heute erstrecken sich die knapp 880 Anlagen über gut 3 500 Hektar. Das seien knapp vier Prozent der Stadtfläche.

Der Leipziger Arzt und Pädagoge Daniel Gottlieb Moritz Schreber (1808-1861) hatte die Gartenbewegung initiiert. Nach ihm wurden sie dann auch Schrebergarten genannt. Doch die Berliner brieten sich eine Extra-Wurst als Laubenpieper. Die meisten bauten eine kleine Laube in ihrem grünen Reich und sie hatten viele Zwiebeln in den Beeten. Lauch und Knolle taufte der Volksmund "Bollenpiepe". Und wer Piepen hatte und eine Laube, sei halt ein Laubenpieper, erklärt Gartenfreund Hurt augenzwinkernd.

(RPO Archiv)
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