Der Top-Manager hat sich 1982 nicht selbst umgebracht Der "Bankier Gottes" ist von der Mafia getötet worden

Rom (rpo). Im Jahre 1982 ist er auf mysteriöse Weise in London ums Leben gekommen: Der so genannte Bankier Gottes, Roberto Calvi, wurde nach neuen Ermittlungen der italienischen Justiz ein Opfer der Mafia.

Die Staatsanwaltschaft in Rom geht davon aus, dass der ehemalige Top- Manager der Mailänder Banco Ambrosiano sich entgegen ersten Annahmen nicht erhängt hatte. Vielmehr sei der Italiener von Mafia-Killern erdrosselt worden, berichtete die römische Zeitung "La Repubblica" am Donnerstag. Er habe zu viel von schmutzigen Geschäften der Banco Ambrosiano und der Vatikan-Bank gewusst.

"Calvi sollte für immer der Mund geschlossen werden, weil er alle Geheimnisse der Geldwäsche der Mafia durch die Banco Ambrosiano und die Vatikan-Bank wusste", schreibt das Blatt. Nach dem Mord im Juni 1982 hätten die Killer die Leiche unter einer Themse-Brücke aufgehängt, um einen Selbstmord vorzutäuschen.

Der Tod des "Bankiers Gottes" hatte seinerzeit vor allem wegen seiner engen Beziehungen zur Vatikan-Bank IOR weltweit Schlagzeilen gemacht. Er soll in den Bankrott des Banco Ambrosiano verwickelt gewesen sein. Auch das Geldinstitut des Vatikans wurde damals an den Rand des Ruins gebracht.

Britische Behörden hatten zunächst von Selbstmord gesprochen, später kamen aber immer wieder Zweifel. Jetzt geht die römische Staatsanwaltschaft den Angaben zufolge davon aus, dass ein hoher Mafia-Boss den Mord auch aus Rache in Auftrag gab: Calvi soll schmutziges Mafia-Geld, das er hätte "waschen" sollen, in die eigene Tasche gesteckt haben. Die Polizei entdeckte seinerzeit in den Taschen der Leiche eine hohe Summe Bargeld.

Ein dritter Grund für den Mord seien das Wissen des "Bankiers Gottes" über finanzielle und politische Verstrickungen der Geheimloge P2 unter anderem mit ehemaligen führenden Managern der Vatikan-Bank gewesen, heißt es weiter. Die Staatsanwaltschaft habe ihre Ermittlungen abgeschlossen und werde in Kürze vermutlich mehrere Verdächtige anklagen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort