Enschede-Katastrophe Den Haag drohen Millionenklagen
Amsterdam (dpa). Der niederländische Staat wird schon vor Fertigstellung der amtlichen Untersuchungsberichte über die Explosionskatastrophe von Enschede mit der Drohung von Schadenersatzklagen über mehrere hundert Millionen Mark konfrontiert.
Bei der Explosion einer Feuerwerksfabrik waren am 13. Mai dieses Jahres in der niederländischen Stadt 22 Menschen getötet und ein ganzer Stadtteil zerstört worden.
Was Mitarbeiter der Stadt, der Provinz und der Regierung in Den Haag bisher als Zeugen bei den Anhörungen über die Wahrnehmung staatlicher Aufgaben ausgesagten, reiche aus, um einen Erfolg solcher Klagen zu erwarten, sagte der Amsterdamer Rechtsanwalt John Beer am Donnerstag. Als Leiter der Anwaltvereinigung ASP vertritt Beer die Interesse von drei ausgewählten Geschädigten, die durch die Katastrophe einen Betrieb und ein Haus verloren oder schwere Brandwunden erlitten haben. Die Zeugen-Anhörungen vor einem Gericht in Den Haag sollen auch nach Weihnachten fortgesetzt werden.
Nach Ansicht Beers hat sich die niederländische Regierung zu wenig um den Schutz der Bürger vor gefährlichen Feuerwerkskörpern gekümmert. So seien Erfahrungen aus einer schweren Feuerwerksexplosion im Jahr 1991 in der Stadt Culemborg mit mehreren Todesopfern unbeachtet geblieben.