Noch keine Details bekannt Daum-Prozess: Führt Deal zum Ende des Verfahrens?

Koblenz (rpo). Möglicherweise kommt es im Kokain-Prozess gegen den Fußballtrainer Christoph Daum (48) zu einer Verständigung über ein vorzeitiges Ende des Verfahrens.

Der Vorsitzende Richter Ulrich Christoffel unterbrach am Dienstag die Hauptverhandlung für ein vertrauliches Gespräch zwischen Kammer, Staatsanwaltschaft und Verteidigung.

Nach dpa-Informationen sagten Daums Rechtsanwälte dabei, ihr Mandant könnte eine Geldstrafe von bis zu 90 Tagessätzen akzeptieren. Damit gälte er noch nicht als vorbestraft und könnte möglicherweise seine Trainerlizenz behalten. Die Staatsanwälte sollen hingegen auf einer Geldstrafe von 180 bis 270 Tagessätzen beharrt haben. Zu einer Einigung kam es vorerst noch nicht. Doch betonten alle Seiten, sie wollten den neuen Gesprächsfaden nicht abreißen lassen. Vereinbart wurde überdies, zunächst die Widersprüche zwischen mehreren Gutachten zur Kokainkonzentration zweier Haarproben des ehemaligen Bundesliga- Trainers zu klären. Daum nahm an dem Gespräch nicht teil.

Falls es nicht zu einem sehr raschen vorzeitigen Prozessende kommt, wird mit Spannung die Fortsetzung des Verfahrens am 5. März erwartet. Dann sind der Manager des Fußballclubs Bayer Leverkusen, Reiner Calmund, der Kölner Rechtsmediziner Prof. Herbert Käferstein und Daums Leverkusener Notar Dieter Janke als Zeugen geladen.

Nach Gerüchten über eine mögliche Vertauschung der umstrittenen ersten Kopfhaar-Probe von Daum will die Erste Große Strafkammer mit Hilfe dieser drei Männer versuchen, den Weg der Probe von dem Coach zum Kölner Institut für Rechtsmedizin minuziös nachzuzeichnen. Käfersteins Untersuchung der Kopfhaar-Probe soll im Oktober 2000 die immens hohe Kokainkonzentration von 72 Nanogramm pro Milligramm ergeben haben. Janke soll an der Entnahme und Calmund am Transport der Probe beteiligt gewesen sein. Spätere Gutachten zogen das erste Untersuchungsergebnis in Zweifel und entlasteten Daum damit.

In der Koblenzer Hauptverhandlung hatte am Dienstagmorgen zunächst einer der beiden Mitangeklagten den versuchten Erwerb von 100 Gramm Kokain für den Coach bestritten. "Zu keiner Zeit hatte ich den Auftrag erhalten, 100 Gramm für Daum zu besorgen", sagte der Verteidiger des 55 Jahre alten Mitangeklagten, Michael Hasslacher, an dessen Stelle.

Richtig sei nur, dass der angeklagte Gastronom aus dem rheinland- pfälzischen Ahrbrück im Gespräch mit einem V-Mann der Polizei geprahlt habe, den Trainer persönlich zu kennen und Kokain für ihn besorgen zu wollen. Dies sei jedoch nur Teil eines "Lügengeflechts" gewesen. Der Anwalt des 55-Jährigen ergänzte, sein Mandant wolle sich "in aller Öffentlichkeit" bei Daum entschuldigen.

Hasslacher gab allerdings zu, sein Mandant habe den dritten Angeklagten des Verfahrens, Daums mutmaßlichen Kölner Dealer (40), mit einem Drogen-Scheingeschäft betrogen. Er habe von dem Hotel- Hausmeister 25 000 Mark (12 782 Euro) kassiert und ihm vorgespiegelt, dafür ein halbes Kilo Kokain aus Venezuela zu besorgen. In Wahrheit habe sein Mandant aber diese Lieferung niemals ernsthaft erwogen, ergänzte der Anwalt.

Die Anklage hält Daum neben dem illegalen Erwerb von jeweils 3 bis 5 Gramm Kokain in 63 Fällen vor, die Beschaffung von gleich 100 Gramm der Droge in Auftrag gegeben zu haben. Der Coach trainiert heute den türkischen Spitzenclub Besiktas Istanbul.

(RPO Archiv)
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