Martin Rütter Das Problem sind meist die Herrchen

Der 46-Jährige ist Deutschlands bekanntester Hundetrainer. Rund 6500 Vierbeinern hat er schon Manieren beigebracht. Seine Mutter war von der Berufswahl ihres Sohnes anfangs allerdings alles andere als begeistert.

Wie sind Sie auf den Hund gekommen?

Martin Rütter Ich hatte schon immer einen engen Draht zu Hunden, obwohl ich als Kind keinen Hund haben durfte, da meine Eltern auch heute noch jedes Tier als überflüssig ansehen, das man nicht auf den Grill legen und essen kann.

Und dennoch können Sie so gut mit Hunden . . .

Rütter Ich habe halt in meiner Jugend die Hunde der Nachbarn ausgeführt und die Hunde meiner Tante Thea ohnmächtig gekrault. Sie hatte in den 80er Jahren eine Art Pflegestelle für gestrauchelte Tiere - und sie besaß die außergewöhnliche Gabe, Hunde, die anfangs noch ganz wunderbar waren, binnen weniger Wochen dermaßen verrückt zu machen, dass man das Haus nicht mehr angstfrei betreten konnte. Mich hat schon damals brennend interessiert, warum so viele Menschen um mich herum Probleme mit ihren Hunden hatten.

Und deshalb wollten Sie Hundeprofi werden?

Rütter Ursprünglich studierte ich Sportpublizistik in Köln und wollte Sportreporter werden. Und so wie andere Leute neben dem Studium gekellnert haben, habe ich Hunde ausgeführt. Ich habe dann quasi mein Theoriewissen - ich habe bis dahin so an die 200 Hundebücher studiert - an den Leuten ausprobiert.

Kaum zu glauben. Und das hat wirklich funktioniert?

Rütter Ja, es hat sich relativ schnell rumgesprochen, dass, wenn dieser Rütter kommt, der Hund dann irgendwie anders ist. Und so im dritten, vierten Semester war für mich dann klar, ich mach das: Ich eröffne eine Hundeschule. Ein weiterer entscheidender Impuls für meinen heutigen Beruf war 1992 ein längerer Australien-Aufenthalt, als ich mich intensiv mit dem Leben australischer Wildhunde, sogenannter Dingos, auseinandergesetzt habe.

Was sagten Ihre Eltern denn dazu?

Rütter Für meine Eltern war das zunächst natürlich kein schöner Moment. Während mein Vater ganz cool reagierte, schlug meine Mutter die Hände über dem Kopf zusammen, als ich sagte, ich breche das Studium ab und werde Hundetrainer. Sie konnte sich darunter keinen echten Beruf vorstellen. Noch heute antwortet sie auf die Frage "Was macht eigentlich Ihr Sohn beruflich?" - "Der ist beim Fernsehen" (lacht).

Wie viele Hunde haben Sie denn seitdem zurück in die Spur gebracht?

Rütter Ich hatte bisher rund 6500 Hunde im Training. Ganz absurd war es mal, als ein Mann drei Jahre lang auf der Couch geschlafen hat, weil der Hund ihn nicht mehr zu Frauchen ins Schlafzimmer gelassen hat.

Wo lag das Problem?

Rütter Die Schwierigkeit lag nicht am Hund, sondern an seinem Frauchen - nämlich sie zu überzeugen, das zu ändern.

Es gab bestimmt eine Menge solcher komischer Situationen?

Rütter Auf jeden Fall. Ebenfalls witzig war es zum Beispiel, als mich einmal eine ältere Dame um Rat bat, weil ihre Dogge am Tisch bettelte und sich die Gäste im Restaurant beschwerten, weil der Hund so besonders stark sabberte.

Ihr Tipp für die Dame?

Rütter Ich habe ihr geraten, die Dogge nicht mehr am Tisch zu füttern. Das hat einen Aufruhr ausgelöst. Die Dame meinte, das müsste doch wohl humaner zu regeln sein. Unterm Strich besteht die Hürde ja häufig darin, bei den Leuten überhaupt ein Bewusstsein zu schaffen, dass sie etwas falsch machen, dass sie mit ihrem Verhalten dem Hund nichts Gutes tun.

Das bedeutet?

Rütter Dass der Mensch es ist, der seine Einstellungen und Verhaltensweisen überdenken und verändern muss.

Sie waren in diesem Jahr wieder mit vielen Sendungen im Fernsehen zu sehen und auf Deutschlandtour.

Rütter Es läuft. Ich frage mich ja jedes Mal, kann man da eigentlich noch eins draufsetzen, und dann darf ich feststellen: Ja, man kann! 2017 werde ich auch wieder im Auftrag der Hunde und zur Aufklärung ihrer Menschen unterwegs sein. Mit meiner aktuellen Live-Show "Nachsitzen" bin ich noch bis April unterwegs. Dazu kommen allerhand TV-Projekte.

Und wie sieht es mit Vorsätzen für 2017 aus? Vielleicht abnehmen?

Rütter Abnehmen? Ich wüsste nicht, an welchen Stellen (lacht). Nein, im Ernst, ich habe mir in der Tat vorgenommen, mehr in meine Fitness zu investieren. Ich bin sehr viel unterwegs, da kommt das leider oft zu kurz.

CHRISTIAN SCHWERDTFEGER FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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