Düsseldorf Darminfekt sofort behandeln

Düsseldorf · In Nordrhein-Westfalen besteht bei sieben Menschen mit schweren Durchfallerkrankungen der Verdacht auf Infektionen mit EHEC. Damit steigen auch hierzulande die Fallzahlen. Kliniken bereiten sich auf weitere Fälle vor.

Wie in ganz Deutschland steigt in Nordrhein-Westfalen die Zahl der Infektionen mit dem Bakterium "enterohämorrhagische Escherichia coli" (EHEC). Seit Mitte April hat das Gesundheitsministerium 15 Infektionen bestätigt, darunter einen schweren Fall der Krankheit. Mittlerweile gibt es weitere Verdachtsfälle: Sieben Patienten leiden möglicherweise an der schweren Form der Darminfektion, die EHEC auslösen kann. Antworten auf Fragen zur aktuellen Lage.

Wie verläuft die Krankheit?

Nach der Ansteckung dauert es zwischen vier und fünf Tagen, bevor die Symptome der Infektion wie Durchfall, Erbrechen, Bauchschmerzen und Fieber auftreten. In manchen Fällen (zehn bis 20 Prozent) verläuft die Krankheit schwer: Etwa eine Woche nach Beginn des Durchfalls kommen Symptome einer blutigen Darmentzündung hinzu. Dieses sogenannte "Hämolytisch-urämische Syndrom" (HUS) ist "charakterisiert durch akutes Nierenversagen, Blutarmut durch den Zerfall roter Blutkörperchen und einen Mangel an Blutplättchen", so das Robert-Koch-Institut.

Wie wird sie behandelt?

Obwohl es sich um eine bakterielle Infektion handelt, verabreichen Ärzte normalerweise keine Antibiotika. Einerseits verzögern sie das Ausscheiden der Bakterien, andererseits können sie bewirken, dass die Bakterien vermehrt Gift in den Darm entleeren. Das würde die Erkrankung verschlimmern. "Wir behandeln die Fälle symptomatisch", sagt Professor Dieter Häussinger. Er ist Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Immunologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. Die Patienten müssen viel trinken, außerdem können Ärzte fiebersenkende Mittel geben. In den schweren Fällen müssen Ärzte eine Plasmapherese vornehmen, um das Blutplasma auszutauschen.

Wie hoch sind die Heilungschancen?

In den meisten Fällen genesen die Patienten von alleine. Die leichte Form kann zuhause behandelt werden, während Patienten mit HUS stationär aufgenommen werden. "Die Sterblichkeit", so Häussinger, "dürfte in unserer Gesellschaft zwischen ein und zwei Prozent aller Fälle liegen."

Wann müssen Betroffene zum Arzt?

Das Gesundheitsministerium NRW rät, dass Betroffene mit schwerer Übelkeit, Erbrechen und wässrig-blutigen Durchfällen schnellst möglich einen Arzt aufsuchen sollen. Dieser kann mit einer Stuhlprobe testen, ob es sich um eine Infektion mit EHEC handelt.

Wer ist normalerweise am häufigsten betroffen?

"Kinder kommen mit den Erregern häufiger in Kontakt", sagt Häussinger. Wie bei allen Infektionen sind auch ältere, immunschwache Menschen eher betroffen als junge, gesunde. Bei den 90 Erkrankungen, die bislang in Schleswig-Holstein registriert wurden, sieht es allerdings anders aus: Die meisten Patienten sind Erwachsene zwischen 19 und 55 Jahren. "Das Beunruhigende ist, dass da in kurzer Zeit viele Fälle aufgetreten sind", sagt Astrid Holler, Sprecherin der Krankenhausgesellschaft NRW. Deswegen müsse jetzt beobachtet werden, wie sich die Zahlen hierzulande entwickeln.

Wie bereiten sich Krankenhäuser in NRW vor?

"Grundsätzlich treten Infektionen mit EHEC regelmäßig auf", sagt Holler. Im vergangenen Jahr wurden in NRW 177 Fälle gemeldet. "Wir haben die Kliniken informiert und darauf aufmerksam gemacht, dass vermehrt Fälle in Hamburg aufgetreten sind." Inwiefern die 413 Krankenhäuser in NRW darauf reagieren, bleibt ihnen überlassen. Am Universitätsklinikum Düsseldorf ist Häussinger gelassen: "Um die Ansteckungsgefahr zu minimieren, müssen wir im Umgang mit Patienten sehr auf Hygiene achten."

(RP)
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