München Dachauer Todesschütze zu lebenslanger Haft verurteilt

München · Rund elf Monate nach dem Mord an einem Staatsanwalt im Amtsgericht Dachau stellte das Landgericht München gestern eine besondere Schwere der Schuld fest. Damit ist eine vorzeitige Entlassung des Mannes nach 15 Jahren kaum möglich. Das Urteil – lebenslange Haft – entsprach der Forderung der Staatsanwaltschaft. Die Tat hatte sich während einer Urteilsverkündung am Dachauer Amtsgericht ereignet. Der Angeklagte Rudolf U. hatte plötzlich eine Pistole gezogen, um sich gefeuert und den Staatsanwalt Tilmann T. tödlich getroffen. Als Motiv nannte er Wut über mehrere verlorene Gerichtsverfahren.

"Der Angeklagte hat Tilmann T. kaltblütig ermordet", sagte der Vorsitzende Richter Martin Rieder in seiner Urteilsbegründung. Der Angeklagte habe "heimtückisch und aus niederen Beweggründen" gehandelt sowie "mit direktem Tötungsvorsatz". Die Tat habe er von langer Hand geplant. Die Opfer seien völlig wehrlos gewesen.

Rudolf U. habe sich an der Justiz rächen wollen, von der er sich ungerecht behandelt fühlte, führte Rieder weiter aus. Aus seiner Aversion gegen die Justiz wurde schließlich blanker Hass. Der "rechthaberische, starrsinnige und querulatorische" Rudolf U. habe sich eine eigene Rechtswelt errichtet, in der er immer Recht und alle anderen stets Unrecht hatten, führte der Richter aus. "Es war ein sinnloser Tod." Die Tat habe unermessliches Leid über die Familie des jungen Staatsanwalts gebracht. T. sei ein Zufallsopfer gewesen, ein Symbol für die vom Angeklagten tief verhasste Justiz. Er sei nur zufällig an diesem Tag für die Verhandlung zuständig gewesen.

Rudolf U. habe sich "in krasser Eigensucht" über das Leben anderer hinweggesetzt, sagte Rieder weiter. Bei der Tat sei er voll schuldfähig gewesen. "Reue hat er nicht gezeigt", betonte der Vorsitzende Richter. Die Entschuldigung an die Angehörigen, es tue ihm "als Mensch" leid, zeige, dass er die Tat nicht wirklich bereue. Der beinamputierte Angeklagte, der den Prozess vom Krankenbett aus verfolgte, hatte sich in der vergangenen Woche bei der Familie des getöteten Staatsanwalts entschuldigt.

(dapd)
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