"Costa Concordia"-Prozess Kapitän Schettino muss sich erneut vor Gericht verantworten

Florenz · Schon mehr als vier Jahre ist es her, seit die "Costa Concordia" einen Felsen rammte und kenterte. 32 Menschen starben. Francesco Schettino, der Kapitän des Kreuzfahrtschiffes, wurde zu 16 Jahren Haft verurteilt, ist aber noch auf freiem Fuß. Nun beginnt der Berufungsprozess.

 In erster Instanz wurde Schettino zu 16 Jahren Haft verurteilt.

In erster Instanz wurde Schettino zu 16 Jahren Haft verurteilt.

Foto: ap, AP

Kapitän Francesco Schettino muss sich erneut vor Gericht verantworten. Der Berufungsprozess gegen den 55-Jährigen beginnt am Donnerstag in Florenz. Schettino war im Februar vergangenen Jahres in erster Instanz wegen fahrlässiger Tötung zu 16 Jahren und einem Monat Haft verurteilt worden. Dagegen hatten Staatsanwaltschaft und Verteidigung Berufung eingelegt.

Das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" hatte im Januar 2012 vor der Mittelmeer-Insel Giglio einen Felsen gerammt und war gekentert. Insgesamt 32 der mehr als 4200 Menschen an Bord kamen ums Leben, darunter 12 Deutsche. 2014 wurde das Schiff aus dem Hafen von Giglio abgeschleppt.

Urteil wegen fahrlässiger Tötung

Das Gericht in Grosseto hatte im Februar in erster Instanz entschieden, Schettino trage Verantwortung für das Unglück. Der Ex-Kapitän war unter anderem wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung und Herbeiführen einer Havarie verurteilt worden.

Während Schettinos Anwälte im Berufungsprozess erneut auf Freispruch für ihren Mandanten plädieren wollen, wird die Anklage wie schon im ersten Verfahren voraussichtlich eine Haftstrafe von 26 Jahren für den früheren Kapitän fordern. Schettino ist nach wie vor auf freiem Fuß, da das Urteil gegen ihn noch nicht rechtskräftig ist. Sollte er auch in der zweiten Instanz verurteilt werden, bliebe ihm als letzte Möglichkeit noch der Gang vor den Kassationsgerichtshof in Rom.

Schettino kommt nicht zum ersten Verhandlungstag

Zum Prozessauftakt am Donnerstag soll es zunächst um Verfahrensfragen gehen - etwa, wer als Nebenkläger zugelassen wird. Schettino wird Medienberichten zufolge vermutlich zum ersten Verhandlungstag nicht persönlich erscheinen und den Prozess aus der Ferne verfolgen.

Das erste Verfahren gegen Schettino war im Februar 2015 nach fast zwei Jahren zu Ende gegangen. Der Ex-Kapitän war nach der Havarie in Italien heftig kritisiert und als "Kapitän Feigling" verspottet worden. Er hatte sich nach dem Unglück zuerst selbst gerettet und Tausende verzweifelte Menschen an Bord des Schiffes zurückgelassen. Er begründete das damit, in ein Rettungsboot gerutscht zu sein.

(tak/dpa)
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