Wegen „veralteter Informationen“ US-Behörde äußert Zweifel an Astrazeneca-Studiendaten

New York/Berlin · Es besteht der Verdacht, dass für die Studie, die dem Vakzin Anfang der Woche eine hohe Sicherheit und Wirksamkeit bescheinigte, „veraltete Informationen“ genutzt wurden. Die Angaben zur Wirksamkeit sind deswegen möglicherweise unvollständig.

 Die Wirksamkeit des Astrazeneca-Impfstoffs wird von Gesundheitsexperten infrage gestellt.

Die Wirksamkeit des Astrazeneca-Impfstoffs wird von Gesundheitsexperten infrage gestellt.

Foto: AP/Trisnadi

Bei den Ergebnissen einer großangelegten US-Studie zum Corona-Impfstoff von Astrazeneca wurden nach Angaben von US-Bundesgesundheitsexperten möglicherweise „veraltete Informationen“ benutzt. Das vom US-Seuchenexperten Anthony Fauci geführte Nationale Institut für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID) erklärt, die Zusammenfassung der Wirksamkeitsangaben auf Grundlage dieser veralteten Informationen sei womöglich nicht vollständig. Darauf habe ein unabhängiges Gremium zur Überwachung der Studie hingewiesen. Das Unternehmen müsse nun mit dem Gremium zusammenarbeiten und die Daten überprüfen.

Laut NIAID müsse nun sichergestellt werden, so schnell wie möglich den präzisesten und aktuellsten Datensatz zur Wirksamkeit zu erhalten. Von Astrazeneca war zunächst keine Stellungnahme erhältlich. Den am Montag veröffentlichten Studienergebnissen zufolge weist der Impfstoff mit einem Schutz von 79 Prozent vor Covid-19 eine höhere Wirksamkeit auf als bisher ermittelt und führt nicht zu einem erhöhten Thrombose-Risiko.

Derweil werden in Deutschland weitere Fälle von Blutgerinnseln nach Impfung mit dem Astrazeneca-Impfstoff bekannt. Im Allgäu starb eine 55-jährige Krankenpflegerin nach einer Impfung mit dem Astrazeneca-Wirkstoff mit Verdacht auf Hirnvenenthrombose, wie das Klinikum Kempten der „Augsburger Allgemeinen“ und „Allgäuer Zeitung“ (Dienstagsausgabe) bestätigte. Dem Bericht zufolge war die Krankenpflegerin am 3. März mit der ersten Dosis Astrazeneca geimpft worden. Nach sieben bis acht Tagen habe sie unter starken Symptome gelitten und sei mit schweren Kopfschmerzen ins Krankenhaus gekommen. Am Samstag sei die Frau in Kempten gestorben. Die Mediziner gehen demnach von einer Hirnvenenthrombose aus und einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit, dass der Tod der Pflegerin im Zusammenhang mit der Impfung stehe. Das ist jedoch noch nicht bestätigt.

Nach Angaben des für die Sicherheit von Impfstoffen zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) hatte sich die Zahl der gemeldeten Sinusvenenthrombosen, einer speziellen Form von Hirnvenenthrombosen, nach Impfung mit dem Astrazeneca-Impfstoff bis zum vergangenen Freitag auf 14 erhöht. Aktuellere Zahlen gab es zunächst nicht. Mit Ausnahme eines Falles betrafen alle Meldungen Frauen im Alter von 20 bis 63 Jahren, wie eine PEI-Sprecherin der Zeitung sagte. In neun der Fälle traten die schwerwiegenden Hirnvenenthrombosen in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen auf. Es gab mehrere Todesfälle.

Die Bedenken des NIAID stellen nun infrage, ob der Pharmakonzern wie geplant in den kommenden Wochen einen Antrag auf Notfallzulassung für den Impfstoff in den USA stellen kann. In Deutschland und anderen europäischen Ländern waren die Impfungen mit Astrazeneca in der vergangenen Woche nach Berichten über Fälle von sehr seltenen Blutgerinnseln vorübergehend gestoppt worden. Inzwischen wurden sie aber wieder aufgenommen. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA wie auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sprachen sich für ein Festhalten an dem Impfstoff aus.

(bora/reuters/ap)
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