Im Rheinland soll es rasch losgehen Zahnärzte und Apotheker dürfen bald impfen

Düsseldorf · Die Zahnärzte im Rheinland haben schon vor einem Jahr Hilfe angeboten, auch an Feiertagen. Nun will der Bund den Weg freimachen. Die Debatte um die Wirkung der Impfstoffe gegen Omikron geht weiter: Modernas Skepsis drückt die Börsen, Biontech ist zuversichtlicher.

 Über eine Million Impfungen am Tag: Nun sollen Zahnärzte und Apotheker helfen. (Symbol, Archiv)

Über eine Million Impfungen am Tag: Nun sollen Zahnärzte und Apotheker helfen. (Symbol, Archiv)

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Corona-Variante Omikron sorgt für Unruhe - auch an den Börsen. Nach Äußerungen von Stéphane Bancel ging der Dax auf Talfahrt. Der Moderna-Chef erwartet, dass die vorhandenen Impfstoffe bei Omikron erheblich an Wirkung verlieren. „Ich glaube, die Wirksamkeit hat auf keinen Fall das gleiche Niveau wie gegen die Delta-Variante. Alle Wissenschaftler, mit denen ich gesprochen habe, sagen: Das wird nicht gut sein“, sagte er der „Financial Times“. Biontech-Chef Ugur Sahin ist zuversichtlicher: „Wir halten es für wahrscheinlich, dass Geimpfte einen deutlichen Schutz gegen schwere Erkrankungen haben werden, die durch Omikron verursacht werden“, sagte er der Agentur Reuters. Erst recht, wenn die Menschen geboostert worden seien.

Warum könnten die Impfstoffe weniger wirksam sein? Bancel verwies darauf, dass Omikron 50 Mutationen aufweise, von denen allein 32 das Spike-Protein betreffen, das dem Coronavirus das stachelige Aussehen gibt. Je mehr Veränderungen es gibt, desto größer ist die Gefahr, dass die durch die Impfstoffe animierten Antikörper das Coronavirus nicht erkennen und bekämpfen können. Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) betont: „Untersuchungen zeigen, dass die Omikron-Variante unabhängig von der Delta-Variante entstanden ist. Sie besitzt im Vergleich zum ursprünglichen Sars-Cov-2 aus Wuhan eine ungewöhnlich hohe Zahl von circa 30 Änderungen im Spike-Protein.“ Darunter seien Mutationen, deren Einfluss auf Übertragbarkeit und Immunevasion bekannt sei. Immunevasion heißt, dass ein Virus die menschliche Abwehr austrickst und den Antikörpern entgeht. Mehr Klarheit soll es nach Labortests in rund zwei Wochen geben, kündigte die Chefin der Europäischen Arzneimittel-Behörde Ema, Emer Cooke, an.

Wie schnell kann ein angepasster Impfstoff kommen? Sollten Anpassungen nötig werden, könnten diese innerhalb von drei bis vier Monaten genehmigt werden, so Cooke. Selbst wenn sich die Omikron-Variante ausbreite, böten die vorhandenen Impfstoffe weiterhin Schutz. Moderna, Biontech und der Entwickler des russischen Impfstoffs Sputnik V haben bereits angekündigt, ihre Impfstoffe zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen. Biontech ist zuversichtlicher als Moderna, wie schnell das gehen könnte.

Wie verbreitet ist Omikron? Nachgewiesen wurde die Variante erstmals in Südafrika. Doch sie könnte schon deutlich früher nach Europa gelangt zu sein: In den Niederlanden wiesen die Behörden Omikron in rund zehn Tage alten Testproben nach. In NRW hat sich bislang kein Omikron-Verdachtsfall bestätigt, so das Gesundheitsministerium. Die Verdachtsfälle in Essen entpuppten sich als seltene Delta-Form, teilte die Stadt Essen mit. In Düsseldorf und im Kreis Kleve laufen die Untersuchungen noch

Wann dürfen Apotheker und Zahnärzte impfen? Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte nach der Schalte der Ministerpräsidenten, dass künftig auch Zahnärzte und Apotheker impfen dürfen. Der Bund habe zugesagt, dafür die rechtlichen Vorgaben zu ändern. „Wir als Zahnärzteschaft stehen bereit, bei der dringend notwendigen Beschleunigung der Booster-Impfung die ärztlichen Kollegen zu unterstützen“, sagte Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer. Die Kollegen setzten jeden Tag Spritzen. „Da Impfen allerdings eine rein ärztliche, keine zahnärztliche Leistung ist, muss zunächst eine gesetzliche Ausnahme geschaffen werden.“ In Nordrhein bieten die Zahnärzte schon lange Hilfe an: „Die Zahnärztekammer Nordrhein hat bereits vor über einem Jahr Herrn Laumann die Unterstützung beim Impfen angeboten“, sagt Präsident Ralf Hausweiler. Auch für Feiertage wie Weihnachten hätten sich Zahnärzte gemeldet. „Da jedoch die Rechtsgrundlage ungeklärt war und nach wie vor ist, haben die zahnärztlichen Praxisteams zwar Danksagungen, aber Absagen erhalten“, bedauert Hausweiler und setzt nun auf eine rasche Anpassung: „Die Zahnärzteschaft steht in den Startlöchern. Sobald die rechtlichen, insbesondere haftungsrechtlichen Fragen geklärt sind, können wir loslegen.“

Was ist mit den Apotheken? Auch die Apotheker haben stets ihre Bereitschaft erklärt: Alleine im Rheinland gibt es 500 Apotheken mit über 1000 geschulten Apothekern, die bereits gegen Infleunza impfen, so Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein.

Wann kommen Valneva und Novavax auf den Markt? Manche Bürger wollen sich erst impfen lassen, wenn diese beiden Tot-Impfstoffe auf den Markt kommen, die nicht genbasiert sind. Für Novavax läuft das Zulassungsverfahren seit dem 17. November. Auf Valneva müssen Bürger noch lange warten: Für Valneva gebe es noch keinen Zulassungsantrag, nicht mal auf Beginn des rollierenden Zulassungsverfahrens, wie das Paul-Ehrlich-Institut mitteilte. Mit dem Antrag sei aber in naher Zukunft zu rechnen.

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