Zahlen für NRW Jeder fünfte Schüler verweigert Selbsttest

Düsseldorf · Selbsttests sollen eigentlich für mehr Sicherheit an den Schulen in NRW sorgen, doch etwa jeder fünfte macht nicht mit. Streit gibt es vor allem darum, wo die Tests vorgenommen werden sollten. Hier bleibt das Land hart.

 Eine Schülerin hält ihr Teströhrchen in der Hand (Symbolbild).

Eine Schülerin hält ihr Teströhrchen in der Hand (Symbolbild).

Foto: dpa/Matthias Balk

Die Selbsttests für Schüler stoßen längst nicht bei allen Betroffenen auf Akzeptanz. Wie eine stichprobenartige Umfrage in der Region ergab, nutzen zum Beispiel in Mönchengladbach, Leverkusen, Neuss und Grevenbroich viele Eltern die Möglichkeit des Widerspruchs gegen den Test im Klassenzimmer. Mehr Teilnehmer gab es in Hilden, Haan oder Erkelenz.

Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Lehrerverbands verweigerten den Test im Durchschnitt 20 Prozent der Schüler landesweit. „Das führt das gesamte System der Testungen ad absurdum“, sagte Verbandspräsident Andreas Bartsch. Notwendig sei nach den an diesem Montag beginnenden zweiwöchigen Ferien eine Testpflicht für alle Schülerinnen und Schüler. Das Ministerium schätzt die Lage anders ein: „Die Rückmeldungen aus den Schulen zeigen, dass das Testangebot als zusätzliches Instrument für den Infektionsschutz sehr gut angenommen wird.“

Die Selbsttests in der Schule sind freiwillig; Eltern können dagegen mit einem Formular Widerspruch einlegen. Bisher konnte jeder Schüler wegen Lieferverzögerungen binnen 14 Tagen nur einen Test machen. Das soll sich nach den Ferien ändern: Dann sollen die Schüler zweimal wöchentlich getestet werden, wie Schulministerin Yvonne Gebauer angekündigt hat. Auch Grund- und Förderschulkinder sollen einbezogen werden, sofern ein passendes Testangebot zur Verfügung stehe, hieß es.

Der Lehrerverband forderte, dass die Selbsttests künftig zu Hause mit den Eltern gemacht werden, damit positiv getestete Schüler sich gar nicht erst auf den Weg machten. Die derzeitige Testpraxis sei unzumutbar: „Alle nehmen für den Selbsttest natürlich im Klassenraum die Maske ab, einige brauchen sogar Unterstützung beim Einführen der Teststäbchen in die Nase“, sagte Bartsch. Die Lehrkräfte müssten zudem das gebrauchte Testmaterial in Mülltüten entsorgen, obwohl sie selbst noch nicht durch Impfungen vor Corona geschützt seien.

Der Verband Bildung und Erziehung verlangte, externes Personal für die Testungen hinzuzuziehen und schnellstmöglich PCR-Tests zur Verfügung zu stellen. Zwei Tests pro Woche müssen sowohl für die Schüler als auch für das gesamte pädagogische Personal angeboten werden.

Unmut regte sich auch bei den Eltern. Nach Angaben von Dirk Jansen, dem Sprecher des Stadtelternrats in Neuss, gibt es eine breite Front an Müttern und Vätern, die sich gegen die Selbsttests in den Schulen aussprechen: „Man stelle sich vor, ein Kind wird in der Klasse positiv getestet. Wie gehen denn die anderen Kinder damit um?“ Besser wäre es auch aus seiner Sicht, wenn die Kinder zu Hause getestet würden.

In Remscheid entschieden Schulleiter hingegen eigenmächtig, dass die Selbsttests im Elternhaus vorgenommen werden. Zu diesem Zeitpunkt habe die Information aus dem Schulministerium noch nicht vorgelegen, dass Lehrer beim Test anwesend sein sollen, hieß es.

Das Schulministerium äußert sich dazu eindeutig: „Die Praxis der zwei Schulen in Remscheid ist nicht mit den Vorgaben vereinbar.“ Allein Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf dürften die Tests zu Hause mithilfe der Eltern durchführen. Das Ministerium hielt auf Nachfrage daran fest, dass die Tests in den Schulen gemacht werden sollen: „Die Schulen als Orte der Tests bieten Vorteile gegenüber Tests zu Hause. Sie gewährleisten eine hohe Teilnehmerzahl, wie sie im Interesse aussagekräftiger Ergebnisse gewünscht wird.“ Die Aufsicht durch Lehrer führe außerdem zu sachgemäßer Anwendung.

In Kitas hingegen sollen Kinder noch nicht flächendeckend getestet werden. Zum jetzigen Zeitpunkt hätten das Wissenschaftler dem Familienministerium geraten, teilte das Ressort von Joachim Stamp (FDP) mit. Die Behörde stehe aber in direktem Austausch mit Pilotprojekten zu Spuck- beziehungsweise sogenannten Lolli-Tests bei Kindern: „Wenn diese sich als massentauglich eignen sollten, werden wir nach weiteren Gesprächen mit Wissenschaftlern sowie den beteiligten Akteuren in der Kindertagesbetreuung unsere Teststrategie gegebenenfalls anpassen.“

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