Kommentar zum Corona-Impfstoff Wir brauchen eine klare Impstrategie

Düsseldorf · Trotz der guten Nachrichten von Biontech: Der Impfstoff wird erstmal nicht für alle reichen. Die Wissenschaftler können der Politik die schwere Entscheidung nicht abnehmen. Und warum es doch Hoffnung für alle gibt.

 Biontech macht Fortschritte beim Impfstoff.

Biontech macht Fortschritte beim Impfstoff.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Das ist Timing: Ausgerechnet an dem Tag, an dem Biontech und Pfizer als erste Entwickler Zwischenergebnisse für die entscheidende Studienphase bekannt geben, schlagen Ethiker eine Impfstrategie vor. Tatsächlich sind die Meldungen von Biontech ermutigend, zumal hier erstmals Botenstoffe den Menschen zur Bildung von Antikörpern anregen sollen.

„Lightspeed“ haben die Mainzer ihr Projekt getauft, doch in Lichtgeschwindigkeit wird es keinen Impfstoff im großen Stil geben. Anders als in Russland darf und wird Schnelligkeit nicht vor Sicherheit gehen, eine falsche Impfung schadet mehr als sie nutzt. Bis zur Impfung im großen Stil werden noch Monate vergehen. Und auch dann wird es zunächst nicht für alle reichen. Darum ist es wichtig, früh zu klären: Wer bekommt die womöglich lebensrettende Impfung sofort und wer zuletzt?

Die Impfstrategie muss nachvollziehbar, klar und transparent sein, damit die Bevölkerung – und vor allem die Gruppen, die zunächst leer ausgehen – sie akzeptieren. Es wäre unerträglich, wenn später eine AfD etwa gegen die Impfung im Asylbewerberheim poltert, obwohl dort wegen der beengten Wohnverhältnisse zweifellos Risikogruppen leben.

In Deutschland ist man auf guten Weg: Das gemeinsame Ziel ist es, die Zahl der Toten und Schwerkranken zu senken. Die Wissenschaftler nehmen es der Politik ab, Risikogruppen zu definieren – medizinisches Personal, alte Menschen, Vorerkrankte, Feuerwehr, Polizei, Lehrer. Doch die Priorisierung der Risikogruppen wird die Politik selbst vornehmen und auch die Frage klären müssen, wer danach dran ist. Womöglich ist dies die schwerste Entscheidung, die diese Regierung zu fällen hat.

Für alle, die erst spät an die Reihe kommen, gibt es einen Trost: Auch jeder andere Geimpfte verringert das Risiko, sich selbst mit dem Coronavirus zu infizieren.

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