Suche nach Ursprung des Virus WHO fordert von China Daten zu ersten Corona-Infektionen

Genf · Noch immer wird nach dem Ursprung des Corona-Virus gesucht. Theorien dazu gibt es einige, unter anderem die eines Laborunfalls. Durch eine Äußerung des dänischen Wissenschaftlers Peter Ben Embarek ist die auf einmal wieder aktueller denn je. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert Aufklärung.

 Woher kommt das Coronavirus? Die Frage beschäftigt die WHO weiter.

Woher kommt das Coronavirus? Die Frage beschäftigt die WHO weiter.

Foto: dpa/Niaid-Rml

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat China dazu aufgerufen, Rohdaten zu den ersten Corona-Fällen offenzulegen. Der Zugang zu diesen Informationen sei von "entscheidender Bedeutung" für die weiteren Untersuchungen zum Ursprung der Pandemie, erklärte die WHO am Donnerstag. Dies sei auch wichtig, um die Theorie eines Laborunfalls zu prüfen.

Um die Untersuchungen zum Corona-Ursprung voranzutreiben, seien alle Länder aufgerufen, die gemeinsame Nutzung von Rohdaten und die erneute Untersuchung von Proben zu ermöglichen, betonte die WHO.

Schon bald nach Beginn der Pandemie war darüber spekuliert worden, dass das Virus bei einem Unfall aus dem Institut für Virologie in Wuhan, in dem an Coronaviren geforscht wird, entwichen sein könnte. Die chinesische Regierung bestreitet dies energisch.

Ein Team internationaler Experten im Auftrag der WHO hatte Wuhan erst im Januar besuchen können - mehr als ein Jahr nach Entdeckung des Virus. Der entsprechende Bericht wurde Ende März veröffentlicht, lieferte aber keine klaren Ergebnisse.

Die Labor-Theorie stuften die WHO-Experten damals als "extrem unwahrscheinlich" ein. An dem Bericht wurden aber schnell Zweifel laut. Zahlreiche Staaten äußerten ihre Besorgnis darüber, dass den internationalen Experten bei ihrer Untersuchung in China der Zugang zu Daten verwehrt worden sei.

Die WHO erklärte im Juli, wie wolle in der zweiten Stufe der Untersuchungen zum Corona-Ursprung auch Labore in China kontrollieren. Die Regierung in Peking lehnt dies ab.

Die Labor-Theorie zähle für ihn zu den "wahrscheinlichen Hypothesen", sagte der dänische Wissenschaftler Peter Ben Embarek, der die WHO-Mission in Wuhan geleitet hatte, am Donnerstag im dänischen Fernsehen. Er halte es für möglich, dass ein Labormitarbeiter sich bei der Probenentnahme infiziert habe und das Virus so von Fledermäusen auf den Menschen übertragen worden sei.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) daraufhin aufgefordert, schnell über ihre neue Einschätzung zur sogenannten Labor-Theorie zum Ursprung des Corona-Virus im chinesischen Wuhan aufzuklären. „Die neue Einschätzung der WHO zum Ursprung des Corona-Virus hat mich sehr überrascht. Bislang hatte es sehr plausible und klare Nachweise dafür gegeben, dass es sich um einen natürlichen Übertritt von Tieren auf Menschen gehandelt hatte“, sagte Lauterbach unserer Redaktion. „Die jüngsten WHO-Äußerungen lassen nur den Schluss zu, dass der Organisation neue Erkenntnisse zur Labor-Theorie vorliegen. Ich fordere die WHO daher auf, sehr schnell diese Erkenntnisse öffentlich zu machen und die neue Einschätzung zu begründen“, sagte Lauterbach. „Das ist auch im Interesse der WHO, um Spekulationen über eine Neubewertung nach dem Machtwechsel im Weißen Haus und dem schwelenden Konflikt mit China entgegenzuwirken“, so der SPD-Politiker.

(june/AFP)
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