„Bitte bleibt daheim“ Niederländer sollen in Weihnachtszeit NRW-Städte meiden

Düsseldorf · Die CDU bittet Besucher aus dem Nachbarland, wegen Corona dieses Jahr keine Weihnachtsmärkte in den Städten des Landes anzusteuern. Andere Parteien sind ähnlich skeptisch – und befürworten gleichzeitig kreative Lösungen.

 Besucher auf dem Düsseldorfer Weihnachtsmarkt (Archiv).

Besucher auf dem Düsseldorfer Weihnachtsmarkt (Archiv).

Foto: Endermann, Andreas (end)

Wegen der Pandemie bittet die CDU in Nordrhein-Westfalen die Niederländer, in diesem Jahr in der Weihnachtszeit nicht in die nordrhein-westfälischen Großstädte zu fahren. „Wir heißen unsere Nachbarn sonst immer gern in NRW willkommen – aber in diesem Jahr muss unser Appell in die Niederlande lauten: Bitte bleibt daheim“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Peter Preuß, unserer Redaktion. Präventive Warnungen, wie die Niederländer es ja auch vor dem Tag der Deutschen Einheit gemacht hätten, seien sinnvoll. „Städte wie Köln und Düsseldorf haben zudem Handhabe etwa über die Begrenzung von Reisebus-Anmeldungen“, betonte Preuß.

Seit Jahren fahren Hunderttausende Niederländer insbesondere an den Adventswochenenden zum Einkaufen ins Ruhrgebiet und an den Niederrhein. Besonders Städte wie Düsseldorf, Köln, Essen und das Einkaufszentrum Centro in Oberhausen sind im Dezember völlig überlaufen, in den Geschäften gibt es wegen des Andrangs häufig kaum ein Durchkommen.

Daher sieht auch Henning Höne, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Landtagsfraktion, dem diesjährigen Weihnachtstourismus aus den Niederlanden skeptisch entgegen. NRW sei ein guter Nachbar für die Niederlande. Während der gesamten Corona-Pandemie sei es gelungen, die Grenze zu unseren Nachbarn offenzuhalten. Das sei auch weiterhin das Ziel. „In der Corona-Pandemie kann das größte Zeichen von Wertschätzung und europäischer Freundschaft sein, den traditionellen Weihnachtsmarktbesuch ausfallen zu lassen“, so Höne. „Dazu würde ich mir Gespräche mit unseren Nachbarn, aber auch den kommunalen Spitzenverbänden wünschen. Damit man gemeinsam zu einer guten Lösung findet“, betonte der Liberale.

Die SPD regt zum Entzerren der Menschenmassen in den Innenstädten eine digitale Lösung an. „Eine digitale Verkehrslenkung mit Warnhinweisen und appgesteuerte Zugangskontrollen für Kaufhäuser und Innenstädte können eine solche technische Lösung sein“, sagte Thomas Kutschaty, Chef der SPD-Landtagsfraktion. Dann müsse man auch keine Besuchsverbote für europäische Nachbarn aussprechen, so der SPD-Politiker. Die FDP spricht sich auch für digitale Hinweistafeln an Einfallstraßen aus. „Während der Pandemie wären Appelle an auswärtige Gäste darüber leicht möglich. Parkleitsysteme, die die Belegung von Parkhäusern anzeigen, können potenziellen Besuchern auch signalisieren, dass die Stadt ausgelastet ist“, sagte Höne.

Die Grünen fordern die Landesregierung auf, Empfehlungen, Handlungsoptionen zu möglichen Szenarien sowie einen Maßnahmenkatalog vorzulegen, der die unterschiedlichen Gegebenheiten in den Kommunen berücksichtige. „Während in einer Stadt Weihnachtsmärkte auf großen Plätzen mit Infektionsschutzkonzept sowie Zufluss- und Abstandsregelungen stattfinden können, ist das bei Märkten in engen Gassen nicht möglich“, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Mehrdad Mostofizadeh. „Jede kreative Idee, die das Risiko minimiert, sollte umgesetzt werden. Möglich ist beispielsweise, dass Parkplätze genutzt werden, um Gehwege zu erweitern“, sagte der Grünen-Politiker.

Die CDU weiß, wie wichtig das Weihnachtsgeschäft für den Handel ist. „Einzelhändler, aber auch alle Menschen in NRW brauchen die Weihnachtszeit in diesem Jahr mehr als sonst – wirtschaftlich und seelisch“, sagt Oliver Kehrl, CDU-Experte für Handel und Innenstädte. Deshalb sei es wichtig, dass die Geschäfte an den Adventssonntagen öffnen dürfen. Sonntagsöffnungen im Advent könnten wichtigen Umsatz bringen und Besucherströme an Wochenenden entzerren.

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