Drosten zu neuen Mutations-Daten „Das sieht leider nicht gut aus“

Berlin · Eine neue Auswertung britischer Behörden bestätigt, dass sich die neue Corona-Variante in Großbritannien in der Tat schneller ausbreitet. Der Chefvirologe der Berliner Charité, Christian Drosten, teilte diese Daten auf Twitter.

 Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité (Archivfoto).

Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité (Archivfoto).

Foto: dpa/Michael Kappeler

Christian Drosten hat seine Position zur B-1.1.7.-Mutante des Coronavirus offenbar etwas geändert. Zu der neuen Virusvariante hatte Virologe der Berliner Charité noch am Vortag gesagt, er sei nicht übermäßig besorgt, befinde sich aber auch „genau wie jeder andere in einer etwas unklaren Informationslage“. Die öffentlich bekannten Dokumente seien noch lückenhaft. Inzwischen liegen ihm neue Daten vor, die ihn bedenklicher stimmen.

„Das sieht leider nicht gut aus“, schrieb der Virologe in der Nacht auf Twitter und teilte eine neue Auswertung der britischen Gesundheitsbehörde. Deren Daten zeigen, dass die Virus-Mutation in der Tat deutlich ansteckender ist als bisher aufgetretene Varianten. Positiv ist Drostens Ansicht nach die Aussage der britischen Experten, dass Fälle mit der Mutante bisher nur in Gebieten zunahmen, in denen die Gesamtinzidenz hoch oder ansteigend war. Das spreche dafür, dass die Reduzierung von Kontakten auch gegen die Verbreitung der Mutante wirke.

Drosten hatte am Vortag gesagt, er gehe davon aus, dass die in Großbritannien zirkulierende neue Variante des Coronavirus Deutschland bereits erreicht hat. Er appellierte aber zunächst, sich davon nicht zu sehr aus der Ruhe bringen zu lassen. Das Virus komme seit Ende September in Kostenpflichtiger Inhalt England vor und sei im Oktober noch überhaupt nicht im Fokus gewesen. Lesen Sie hier unseren Kommentar zu Drostens Meinungsänderung.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte am Abend Kommentaren widersprochen, denen zufolge die Lage angesichts der Virus-Mutation „außer Kontrolle“ sei. Es sei noch nicht klar bewiesen, dass sich die Variante deutlich schneller verbreite.

Deutsche Virologen beklagen angesichts von Virus-Mutationen eine unzureichende Förderung durch Bund und Länder. Jörg Timm, Virologie-Professor am Universitätsklinikum Kostenpflichtiger Inhalt Düsseldorf, sagte unserer Redaktion: „Wir haben es in Deutschland bisher verpasst, eine systematische Überwachung für zirkulierende Sars-CoV-2-Varianten aufzubauen.“ Es fehlten eine klare Struktur und vor allem die finanziellen Mittel. Lesen Sie hier das ganze Interview.

Die Nachricht über die schnellere Verbreitung der Virus-Mutation hatte dazu geführt, dass zahlreiche Länder Großbritannien isolierten und den Reiseverkehr auf die britischen Inseln gestoppt hatte. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte diesen Regelung als Vorsichtsmaßnahme bis zum 6. Januar angeordnet. Bei Warentransporten zwischen Frankreich und Großbritannien war es zu Chaos gekommen, nachdem der Hafen von Dover und der Eurotunnel geschlossen worden waren.

(juju/hebu)
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