Fragen zum Reisen in Pandemie-Zeiten Können Urlauber aus Deutschland beliebig reisen?

Service | Berlin/Düsseldorf · Wer in Corona-Zeiten reisen will, muss mit vielen Einschränkungen zurecht kommen. Beim Grenzübertritt gibt es weiterhin vieles zu beachten. Dennoch: Pfingsten steht vor der Tür, und viele Menschen erwarten klare Perspektiven.

Die Bundesregierung plant Erleichterungen für Geimpfte und von Covid-19 Genesene, doch das Reisen findet dabei bisher kaum Berücksichtigung. Doch Pfingsten und damit die Urlaubszeit rückt näher und viele Menschen wollen verlässlich planen können. Ein Überblick, was derzeit an den Grenzen gilt und worauf man sich bei Reiseplänen einstellen muss.

  • Was gilt derzeit an den deutschen Grenzen? Generell sind die Grenzen von deutscher Seite weiterhin offen. Die corona-bedingten Grenzkontrollen zu verschiedenen Nachbarländern wie Frankreich, Tschechien und Österreich sind inzwischen ausgelaufen. Allerdings gibt es zu Ländern mit besonders hohen Infektionszahlen weiterhin Schleierfahndung. Wie engmaschig an den einzelnen Grenzen kontrolliert wird, kann tagesaktuell und je nach Lage im Nachbarland variieren.
  • Können Urlauber aus Deutschland also beliebig reisen? Nein, so einfach ist es nicht. Die Bundesregierung rät weiterhin von nicht notwendigen Reisen ins Ausland ab. Hinzu kommen Auflagen für Länder mit besonders angespannter Infektionslage. Die Bundesregierung unterscheidet hier drei Kategorien: Risikogebiete, Hochinzidenzgebiete und in Virusvariantengebiete. Je nach Einstufung eines Staates gelten bestimmte Test- und Quarantäneregeln. In welche Kategorie ein Land eingestuft wird, kann sich wöchentlich ändern und kann aktuell auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts (www.rki.de) nachgelesen werden. Daneben gibt es die Quarantäneverordnungen der Länder. Die Pflicht zur Quarantäne kann sich also von Bundesland zu Bundesland unterscheiden.
  • Wie sieht es mit Tagesausflügen in Nachbarländer aus, in denen bereits gelockert wird? Einige EU-Nachbarländer gehen bereits erste Öffnungsschritte oder haben diese angekündigt, dazu zählen die Niederlande, Dänemark, Frankreich oder Italien. Die Folge war am ersten Mai-Wochenende zu beobachten: Zahlreiche Tagesausflügler sind für einen Tag zum Bummeln oder Kaffee trinken über die Grenze in die Niederlande gefahren und das, obwohl das Nachbarland weiterhin als Hochinzidenzgebiet gilt. Die politischen Appelle sowohl aus den Niederlanden als auch von der NRW-Landesregierung blieben unerhört. Möglich wird das in diesem Fall, weil die NRW-Einreiseverordnung Ausnahmen für die Einreise aus Belgien, Luxemburg und den Niederlanden vorsehen, wenn der Aufenthalt nicht länger als 24 Stunden dauerte.
  • Wie ist das politisch zu bewerten? Die Bundesregierung hält sich mit einer Bewertung zu den Regelungen in den Ländern zurück. Zu hören ist meist nur der generelle Appell, auf Reisen ins Ausland weiterhin zu verzichten. Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sollen allerdings die Erleichterungen für vollständig Geimpfte schon bald auch bei Einreisen nach Deutschland greifen. Bisher arbeitet der Bund an Erleichterungen für Geimpfte und Genesene bei den Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen. Spahn kündigte am Montag weitere Schritte an: Statt eines negativen Tests zur Einreise bei Flugreisen soll demnach künftig auch der Nachweis einer vollständigen Impfung reichen. Dafür soll die Einreiseverordnung des Bundes geändert werden, einen Entwurf will der Gesundheitsminister noch in dieser Woche vorlegen.
  • Was sagen Kritiker zu dem Vorgehen der Bundesregierung? Kritik kommt unter anderem aus der FDP, die den Tourismus bei den Öffnungsplänen viel zu wenig berücksichtigt sieht. „Der Sommer 2020 und auch die Mallorca-Reisen rund um Ostern haben doch klar gezeigt: Sicheres Reisen ist mit funktionierenden Hygienekonzepten und Tests auch in Pandemiezeiten möglich“, sagte Marcel Klinge, der tourismuspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. „Wenn Nachbarländer um uns herum lockern und für Touristen öffnen, bei uns aber alles dicht bleibt, hat das eine Sogwirkung.“ Klinge fordert „verlässliche Perspektiven und Planbarkeit für den Urlaub 2021“. Zudem müsse mit Blick auf Pfingsten das Beherbergungsverbot „schnellstmöglich bundesweit fallen“. „Bund und Länder müssen deshalb jetzt Möglichkeiten wie Impfstatus, flächendeckende Tests, Besucherlenkung und Kontaktnachverfolgung konsequenter nutzen und Freiräume öffnen, wo es verantwortungsvoll geht“, so der FDP-Politiker. Der Vize-Fraktionsvorsitzende der Union, Thorsten Frei, hält dagegen: Man dürfe die Impferfolge und die sinkenden Inzidenzen durch „vorschnelle Lockerungen“ nicht verspielen. Er beruft sich auf Spahns Pläne, die Erleichterungen bei der Einreise per Flugzeug vorsehen. Für alle anderen Fahrten über den Landweg gilt, dass hier die allgemeinen Regelungen für Testpflicht und Quarantäne gelten“, sagte Frei. Die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Fraktion, Franziska Brantner, pochte auf einen europäischen Kurs bei Fragen des Reisens: „Die EU-Mitgliedsstaaten sollten sich auf gemeinsame Reiseregeln einigen. Mit koordinierten Maßnahmen können wir Grenz- und Reisechaos und neue Virusmutanten verhindern“, sagte Brantner.
  • Welche Perspektiven gibt es für den Pfingsturlaub? Eine abschließende Antwort der Bundesregierung gibt es dazu noch nicht. Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU), zeigte sich skeptisch zu Reisen über die Pfingsttage. „Das wird in vielen Urlaubsregionen leider wieder ins Wasser fallen“, sagte Bareiß am Montag der „Bild“-Zeitung. Er sei aber zuversichtlich, dass ab Juni Urlaubsreisen in Deutschland in immer mehr Regionen möglich werden. Zugleich warnte vor einer Verlängerung des geltenden Lockdowns. „Wichtig ist, dass der Bundeslockdown nicht über den 30.6. hinaus verlängert wird.“
  • Welche Länder gelten derzeit als Risikogebiete? Zu den Risikogebieten zählen aktuell noch Griechenland, die kanarischen Inseln, große Teile des Festlandes in Spanien, Belgien, große Teile von Dänemark und von Irland und Norwegen, Malta, Österreich (mit Ausnahme der Gemeinden Jungholz und Mittelberg / Kleinwalsertal), in Portugal Madeira und Algarve, die Schweiz. Hinzu kommen die USA oder auch die Bahamas. Österreich macht aktuell Einreisen fast unmöglich, aber ab dem 19. Mai soll geöffnet werden.
  • Warum steht Mallorca so gut da? Eine gute Nachricht für Urlaubswillige rund um Pfingsten ist, dass große Teile Spaniens, darunter die Balearen inklusive Mallorca, aber auch die Regionen Galicien, Valencia und Murcia kein Risikogebiet mehr sind. Auf den Balearen liegen die Indizenzwerte deutlich unter denen in Deutschland. In diesen Gebieten wird zwar bei Einreise ein maximal drei Tage alter PCR-Test verlangt, aber bei Rückreise ist keine Quarantäne in Deutschland und auch kein Corona-Test nötig, der aber vor dem Rückflug verlangt wird.
  • Wie lauten die Regeln für Risikogebiete? In diesen Regionen gilt eine Testpflicht für alle, die per Flugzeug zurückkehren. Bürger müssen eine digitale Einreiseanmeldung ausfüllen. In fast allen Bundesländern sind Personen, die aus einem Risikogebiet zurückkehren, verpflichtet, sich nach der Einreise direkt in Quarantäne zu bewegen. Die Quarantänezeit beträgt je nach Risikogebiet und Regeln des Bundeslandes 10 bis 14 Tage.
  • Welche Sondersituation gibt es in NRW? Die Quarantänepflicht entfällt in NRW, wenn bereits bei der Einreise ein negatives Testergebnis vorgelegt wird oder eine Testung binnen 24 Stunden nach der Einreise erfolgt. Vollständig geimpfte Personen müssen keinen Testnachweis erbringen. Außerdem entfällt die Testpflicht bei Besuchen unter 24 Stunden im Ausland.
 Wer in Corona-Zeiten verreisen will, sollte sich vorab über die geltenden Regeln für das jeweilige Urlaubsland informieren.

Wer in Corona-Zeiten verreisen will, sollte sich vorab über die geltenden Regeln für das jeweilige Urlaubsland informieren.

Foto: dpa-tmn/Andreas Arnold
  • Was ist mit Hochindizenzgebieten? Hierzu zählen aktuell Kroatien, Montenegro, die Niederlande, Schweden, Slowenien, Tunesien, Zypern und Türkei. Hier gilt bundesweit ebenfalls eine Quarantänepflicht, die in NRW aber durch einen qualifizierten Test höchstens 48 Stunden vor Abreise ersetzt werden kann, durch einen Test bis 24 Stunden nach Rückkehr oder auch durch eine Impfung. Auch hier entfällt die Testpflicht bei 24 Stunden langen Reisen ins Ausland.
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