Ex-Mitbewohner getötet Stuttgarter „Schwert-Mord“ wird trotz Corona vor Gericht verhandelt

Stuttgart · Mit einem Samuraischwert tötet ein Mann im vergangenen Sommer in Stuttgart seinen Ex-Mitbewohner. Im Mordprozess muss das Gericht nun klären, inwieweit er dafür verantwortlich gemacht werden kann.

Stuttgarter Samurai-Schwert-Mord wird trotz Corona vor Gericht verhandelt
Foto: dpa/Sven Kohls

Es war ein Mord für die Schlagzeilen: Auf einer Straße mitten in einer Stuttgarter Hochhaussiedlung ersticht ein Mann seinen früheren Mitbewohner mit einem Samuraischwert. Zeugen nehmen die blutige Tat mit Handykameras auf, schnell finden die Filme den Weg ins Internet. Nun muss sich der mutmaßliche Mörder vor Gericht verantworten. Unter strengen Corona-Auflagen beginnt der Prozess am Freitag (09.15 Uhr) vor dem Stuttgarter Landgericht.

Die Beweise scheinen eindeutig, völlig unklar ist dagegen noch das Motiv: In den kurzen Filmen ist zu sehen, wie der 31 Jahre alte Angeklagte mit seinem gerade erst gekauften Samuraischwert auf sein Opfer einschlägt, einen 36-jährigen Mann, mit dem er wenige Monate zuvor noch die Wohnung geteilt hatte. Der angeklagte Jordanier hatte nach der Tat in einer Hochhaussiedlung zunächst die Flucht ergriffen. Er war aber am Abend desselben Tages festgenommen worden. Die beiden Männer sollen sich vor dem Angriff mehrfach gestritten haben.

Der Mord-Prozess vor dem Landgericht soll mindestens bis Ende Mai dauern. Mit Spannung wird im Lauf des Verfahrens die Einschätzung eines Gutachters erwartet, der den Prozess verfolgen und sich ein Bild unter anderem von der Schuldfähigkeit des angeklagten mutmaßlichen Mörders machen soll. Der Sachverständige hat laut Landgericht bereits ein vorläufiges psychiatrisches Gutachten übersandt. Unklar bleibt vor dem Prozessauftakt aber, ob sich der Angeklagte gegenüber dem Experten bereits geäußert hat.

Nicht bekannt ist bislang zudem, warum sich der Asylbewerber damals für die Attacke entschied. „In der Gesamtschau der Ermittlungsergebnisse dürfte das Motiv am ehesten im zwischenmenschlichen Bereich zu suchen sein“, hatte die Staatsanwaltschaft zuletzt mitgeteilt. Auch die Kriminalpolizei hatte einen persönlichen Grund zwischen den beiden Männern als Auslöser gesehen.

Die Ermittler waren anfangs davon ausgegangen, dass es sich bei dem Verdächtigen um einem 28-jährigen Syrer handelt. Zweifel daran nährte der Mann selbst, als er bei seiner Festnahme angab, zwei Jahre älter und Jordanier zu sein.

Laut Staatsanwaltschaft war er am 1. Juni 2018 nach Stuttgart gezogen. Bis Ende April 2019 lebte er etwa ein Jahr lang in einer Wohnung gemeinsam mit dem späteren Opfer. Zur Tatzeit soll er sich aber hauptsächlich in einer Gemeinschaftsunterkunft im Raum Ludwigsburg aufgehalten haben.

(anst/dpa)
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