Sprachforschung Die Zahl neuer Corona-Wörter geht merklich zurück

Mannheim · Seit Beginn der Pandemie haben es einige neue Wörter in unseren Alltag geschafft. Mit dem Abklingen der Pandemie lässt aber auch das Aufkommen neuer Corona-Wörter nach. Einige Begriffe werden uns aber wohl weiter begleiten.

„Corona-Pandemie“ steht auf dem Display eines Mobiltelefons.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Seit etwa Anfang Juni gehe die Zahl neuer Vorschläge für das Corona-Wörterbuch des Instituts merklich zurück, sagte Sprachforscherin Annette Klosa-Kückelhaus vom Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache (IDS). Zuletzt seien vor allem Begriffe zu den Themen Impfen und Virusmutationen zur Prüfung erfasst worden, wie etwa „Impftruck“, „Immunitätspass“ und „Corona-Pass“. Insgesamt hat das Institut mit Sitz in Mannheim seit Beginn der Pandemie knapp 1.500 neue und neuartig verwendete Wörter in seine Liste aufgenommen - von A wie „Abstandsbier“ bis Z wie „Zero-Covid“.

Mehr als 880 weitere Ausdrücke werden derzeit noch von Forscherinnen und Forschern des IDS geprüft, wie Klosa-Kückelhaus erklärte. Zu den jüngsten zähle etwa auch der Begriff „Delta-Variante“ für eine zuerst in Indien entdeckte Virusmutation. „Das wird uns auch in Zukunft weiter begleiten, weil es immer wieder Mutationen geben wird“, sagte die 55-jährige Wissenschaftlerin, die beim IDS den Bereich „Lexikographie und Sprachdokumentation“ leitet.

Auch Wörter wie „Lockdown“, „Shutdown“ und „Social Distancing“ würden sicher die Pandemiesituation überdauern. „Das sind Ausdrücke, die unser Leben sehr beeinflusst haben“, sagte Klosa-Kückelhaus. „Wir werden immer wieder darüber sprechen, wie wir diese Zeit empfunden haben und wie sich der Lockdown auf unser Leben ausgewirkt hat. Und neben diesem eher 'historischen Sprechen' ist natürlich zu befürchten, dass es künftig noch zu anderen Pandemien kommen kann und dann ähnliche Maßnahmen ergriffen werden.“

Bezeichnungen für Sachverhalte, in denen es keine vollständige Rückkehr zum Status vor Corona geben werde, würden wohl ebenso erhalten bleiben. Beispielhaft nannte die Wortschatzforscherin Begriffe in Zusammenhang mit Heimarbeit, Digitalisierung an Schulen und Universitäten sowie Veranstaltungsformaten. „Tagungen, die jetzt online stattgefunden haben, werden in Zukunft vielleicht auch mal in Präsenz und mal virtuell oder hybrid angeboten werden und damit bleibt dieser Wortschatzausschnitt auch lebendig.“

Insgesamt rechnet Klosa-Kückelhaus aber nach eigenen Worten damit, dass von den 1.500 Corona-Lexemen allenfalls die Hälfte überleben wird. „Viele sind auch Synonymgruppen, etwa die ganzen Wörter für die verschiedenen Masken wie FFP2-Maske“, erklärte sie. „Da kann ich mir nicht vorstellen, dass wir die alle noch immerzu brauchen werden, da reicht dann vielleicht auch der Begriff ‚Maske‘.“ Allerdings dürften auch noch weitere neue Begriffe hinzukommen, spätestens wenn ein Medikament gegen Corona-Infektionen gefunden sei: „Dann werden wir vermutlich noch über die ‚Corona-Pille‘ oder die ‚Covid-19-Arznei‘ sprechen.“

(epd)