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Silvio Berlusconi Der italienische Patient

Rom · Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi liegt seit einer Woche mit einer Corona-Infektion im Krankenhaus. Angesteckt haben könnte er sich bei seinen Kindern – bei einer Vergnügungsfahrt auf Capri.

Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com/Vincenzo Livieri

Italien hatte die Nase voll vom Abstand. Es war Sommer, das Wetter prächtig. Die Neuansteckungen mit dem Coronavirus tendierten gegen Null. Die Menschen, insbesondere die Jugend, mischte sich wieder munter. Auch Silvio Berlusconi war im Sommer aus Südfrankreich in seine Luxusvilla auf Sardinien übergesiedelt. Doch dann kehrten die Hiobsbotschaften zurück. Die Ansteckungszahlen stiegen, vor allem auf Sardinien. War der Ex-Cavaliere in eine Falle getappt?

Der 83-jährige Multimillionär, der immer noch mitmischt im römischen Politikbetrieb, hatte sich als Risikopatient mit Herzschrittmacher regelmäßig auf Covid-19 testen lassen. Offenbar mangelte es, wie immer, nicht gerade an Besuch in der prachtvollen Villa Certosa. Freunde und Parteigenossen gaben sich die Klinke in die Hand. Es soll gar eine Party gegeben haben.

Nach mehreren negativen Ergebnissen folgte am 2. September ein Rachenabstrich mit dem positiven Resultat. Zunächst beschwichtigte der Betroffene selbst, es gehe ihm ausgezeichnet, Symptome habe er nicht. Zwei Tage später riet Berlusconis Leibarzt Alberto Zangrillo doch zur Einlieferung ins Krankenhaus. Die Diagnose: beidseitige Lungenentzündung, allerdings ohne künstliche Beatmung. Sein Zustand sei stabil und gebe keinen Anlass zur Sorge, heißt es bis heute. „Ich kämpfe gegen diese teuflische Krankheit“, sagte der Politiker in einer Telefon-Schalte mit den Senatoren von Forza Italia.

Als die Nachricht von Berlusconis Corona-Ansteckung die Runde machte, reagierte die Politik mit seltenen Solidaritätsbekundungen, wenn es um den ehemaligen Cavaliere geht. Der war bekanntlich 2013 wegen Steuerbetrugs verurteilt worden, sein Ehrentitel wurde ihm aberkannt. Nicht wenige machen den Ex-Premier zudem für einen angeblichen moralischen Verfall im Land verantwortlich.

Selbst die Protest-Partei Fünf-Sterne-Bewegung, die inzwischen mit den Sozialdemokraten an der Regierung ist und versucht, das nicht korrumpierbare Italien zu vertreten, wünschte dem Patienten schnellstmögliche Genesung. „Ich hoffe, er erholt sich bald und kämpft auch diese Schlacht mit der Kraft, die ihn stets auszeichnete“, sagte der ehemalige Fünf-Sterne-Chef und derzeitige Außenminister Luigi Di Maio. Wer weiß, mit welchen Adjektiven die Anhänger des Sterne-Gründers Beppe Grillo Berlusconi in der Vergangenheit bedacht hatten, der reibt sich die Augen.

Auch Luca Zingaretti, von einer Corona-Infektion genesener Chef der Sozialdemokraten, wünschte gute Besserung. Ministerpräsident Giuseppe Conte meldete sich persönlich. Die Erkrankung des prominentesten Patienten des Landes hatte eine ganz große Koalition der Solidarität hervorgebracht.

Was bleibt, ist die viel diskutierte und wohl nicht endgültig zu lösende Frage, wer Berlusconi angesteckt haben könnte. Letztlich könnte der Politiker in die Falle getappt sein, vor der viele Experten warnen: Es sind derzeit vor allem die Jüngeren, die sich anstecken und damit ein Risiko für die ältere Generation darstellen. Zunächst fiel der Verdacht auf den ehemaligen Formel-1-Manager und Unternehmer Flavio Briatore, der Berlusconi Mitte August auf Sardinien besucht hatte und später positiv getestet wurde. Briatores Nobel-Disko „Billionaire“ in Porto Cervo entpuppte sich als großer Corona-Ansteckungsherd. In der Folge rückten Berlusconis Kinder aus zweiter Ehe in den Fokus, die sich bei einer Vergnügungsfahrt auf Capri mit Corona angesteckt hatten.

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