Corona-Wutausbruch bei Facebook Ist Serdar Somuncu jetzt Schwurbler?

Düsseldorf · Mit einer langen Wutrede über die deutsche Corona-Politik hat sich Satiriker Serdar Somuncu bei Facebook zu Wort gemeldet. Im Netz löst sein Rant heftige Reaktionen aus - von Applaus bis hin zu Aluhut-Vorwürfen ist alles dabei.

Serdar Somuncu (Archiv).

Foto: dpa/Felix Kästle

Ein „Ungesundheitsminister“ sei Karl Lauterbach, schreibt der Verfasser. Der SPD-Politiker sei „in einem entfesselten Forderungsrausch gefangen“ und erlebe „mit einer aggressiven Unterstützung einer ihn zur Kultfigur stilisierenden Glaubensgemeinde einen Drohorgasmus nach dem anderen“.

Autor dieser Zeilen ist nicht etwa Attila Hildmann oder ein Vorsänger der Querdenker-Szene – sie stammen vom  Kabarettisten und Satiriker Serdar Somuncu, bekannt unter anderem aus der ZDF-„heute show“. Am Mittwoch postete er bei Facebook eine lange Tirade über die deutsche Pandemiepolitik – und löste damit im Netz heftige Reaktionen aus.

„Ich weiß, dass ich mit diesem Text Unmut erregen werde“, beginnt Somuncu seinen Post. „Ich werde zum Schwurbler erklärt, zu einem, der jetzt auch abgedriftet ist.“

Danach setzt er zu einer Wutrede an gegen die Corona-Schutzmaßnahmen in Deutschland: Der Regierung falle nichts anderes ein, als „einen immer größer werdenden Teil der Bevölkerung faktisch unter Hausarrest zu stellen“, es ergebe sich „flankiert von einem Heer von Meinungsmachern und im Boosterrausch sich sicher wähnenden Latentpanikern eine hochtoxische Mischung aus beidseitig radikalisierten Richtig- und Wichtigtuern“. Somuncu klagt, die Politik agiere hilflos, niemand wisse mehr, was gelte und was nicht; Ungeimpfte würden zudem „in eine Ecke gestellt mit Staatsfeinden“. 

Bei Twitter, wo der Hashtag #somuncu am Donnerstag trendete, gibt es einerseits Zuspruch für den Satiriker – andererseits aber auch Häme und Kritik. „Bei Somuncu sitzt der Aluhut jetzt auch ordentlich“, schreibt ein Nutzer; und ein anderer mahnt: „Man kann nur hoffen, Somuncu bekommt die Kurve. Leider gibt es so einige Karrieren, die durch ein Abgleiten in den Schwurblersumpf zerstört wurden“. 

Tatsächlich führt Somuncu in seinem Posting diverse leicht widerlegbare Behauptungen als Argumente an, die auch von Verschwörungstheoretikern immer wieder genutzt werden. So schreibt er ohne weitere Einordnung, in  Ländern mit „weniger strengen Maßnahmen“ würden die Infektionszahlen sinken, während sie gerade dort stiegen, wo es die höchste Impfquote gebe – für ihn der Beweis, dass „die bisherigen Strategien ineffektiv gewesen sein müssen“. Der Impfstoff selbst wiederum wirke gegen die neuen Varianten nicht wie versprochen. „Wenn wir all diese Fragen nicht bald klären, wird es knallen, das verspreche ich“, schreibt der Satiriker zum Ende seines Beitrags.

Der studierte Musiker, Autor und Regisseur Somuncu ist seit einigen Jahren auch als Podcaster und Radiomoderator erfolgreich. Gemeinsam mit dem Kabarettisten Florian Schroeder bestreitet er den wöchentlichen Podcast „Schroeder & Somuncu“ bei „radioeins“. Auch dort wurden in der Vergangenheit teils hitzige Debatten über die Corona-Politik geführt. Der in Neuss aufgewachsene Somuncu distanzierte sich dabei wiederholt deutlich von Querdenkern, kritisierte aber den Umgang der Politik mit Ungeimpften.

(rls)