Seenotrettung im Mittelmeer Flüchtlinge von der „Alan Kurdi“ auf Quarantäne-Schiff verlegt

Rom · Zwölf Tage nach ihrer Rettung im südlichen Mittelmeer sind 146 Flüchtlinge von der „Alan Kurdi“ auf ein Quarantäne-Schiff verlegt worden, das der italienische Katastrophenschutz bereitstellte.

 Die „Alan Kurdi“. Archivfoto.

Die „Alan Kurdi“. Archivfoto.

Foto: dpa/Fabian Heinz

Das Tauziehen um die Migranten auf der "Alan Kurdi" ist beendet. Am Freitagnachmittag lief die Mittelmeerfähre "Rubattino" aus Palermo zu dem in der Bucht liegenden deutschen privaten Rettungsschiff aus, um 145 Gerettete zu übernehmen. Nach Angaben des Verkehrsministeriums in Rom koordinierte Italiens Küstenwache die Aktion. Die Migranten sollen eine Zeit in Quarantäne auf der "Rubattino" verbringen, bevor sie auf europäische Aufnahmestaaten verteilt werden. Die Migranten waren vor elf Tagen von dem Schiff des deutschen Vereins Sea-Eye von havarierten Booten geborgen worden.

Der Sea-Eye-Vorsitzende Gorden Isler rechnete am Freitag mit einer raschen Einigung zwischen Rom und Berlin über die Verteilung der Migranten. Die Kapitänin der "Alan Kurdi", Bärbel Beuse, erklärte, die Stimmung unter den Migranten sei deeskaliert. "Seit wir ihnen sagen konnten, dass es weitergeht, dass sie auf ein anderes Schiff übergehen und dass sie nicht länger auf diesen beengten Verhältnissen ausharren müssen, haben sie sich deutlich entspannt." Zuvor hatte sich die Situation auf der "Alan Kurdi" zugespitzt; ein junger Mann musste nach einem Suizidversuch an Land gebracht werden.

Die "Rubattino" gehört zur Flotte der italienischen Reederei-Gruppe Tirrenia. Die 2001 gebaute Personenfähre ist für rund 1.470 Passagiere ausgelegt und verfügt über Kabinen für 998 Reisende. Mit dem Transfer und der medizinischen Versorgung der Migranten hatte der italienische Katastrophenschutz das Rote Kreuz beauftragt.

Unterdessen erklärte die Nichtregierungsorganisation SOS Mediterranee, sie wolle Bergungsfahrten im Mittelmeer mit ihrem Schiff "Ocean Viking" wieder aufnehmen, sobald eine Ausschiffung von Geretteten an sichere Häfen wieder möglich sei. Die Organisation befinde sich in einem "schweren Dilemma", da einerseits weiter Menschen aus Libyen flöhen, aber gleichzeitig das Risiko bestehe, Gerettete nicht an einen sicheren Ort bringen zu können, hieß es in einer Mitteilung vom Freitag. SOS Mediterranee äußerte Bedauern über die Entscheidung von Ärzte ohne Grenzen, sich bis Ende Juli von gemeinsamen Einsätzen auf der "Ocean Viking" zurückzuziehen.

SOS Mediterranee verwies darauf, dass mehrere EU-Staaten wegen der Corona-Pandemie ihre Häfen geschlossen hätten, die Malta-Vereinbarung zur Aufnahme und Verteilung von Geretteten ausgesetzt sei und es kaum noch zivile Rettungsschiffe im zentralen Mittelmeer gebe. Angesichts dessen sei für Migranten "das Risiko noch größer, bei der lebensgefährlichen Flucht zu ertrinken" oder nach Libyen zurückgebracht zu werden.

Allein am vergangenen Osterwochenende seien im zentralen Mittelmeer mehr als 1.000 Menschen an Bord von nicht seetüchtigen Booten aus Libyen geflohen. Hunderte seien abgefangen und gewaltsam nach Libyen zurückgebracht worden; mindestens fünf Menschen seien gestorben und sieben würden vermisst.

Die spanische Organisation Salvamento Maritimo Humanitario teilte am Freitag via Twitter mit, ihr Schiff "Aita Mari" sei von italienischen Behörden angewiesen worden, eine Position im Westen Siziliens anzusteuern. An Bord befinden sich noch 36 von ursprünglich 43 Geretteten. Zuletzt war nach Angaben der Organisation am Donnerstagabend ein unbegleiteter Minderjähriger aus medizinischen Gründen an Land gebracht worden. Seit Mittwoch hielt sich die "Aita Mari" außerhalb der Zwölfmeilenzone vor Lampedusa auf.

(anst/epd)
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