Impfbedarf groß RKI gibt keine Entwarnung trotz sinkendem Corona-Trend

Berlin · In der Corona-Sommerwelle sieht das Robert-Koch-Institut trotz zuletzt sinkendem Trend weiter große Herausforderungen. Zwar seien Inzidenzen und weitere Werte zuletzt teils deutlich gesunken, der allgemeine Infektionsdruck bleibe aber hoch.

 Eine Intensiv-Krankenschwester betreut einen Covid-19-Patienten (Archivfoto).

Eine Intensiv-Krankenschwester betreut einen Covid-19-Patienten (Archivfoto).

Foto: dpa/Christoph Soeder

Das geht aus dem Wochenbericht des Instituts zu Covid-19 vom Donnerstagabend hervor. „Auch die damit assoziierte Belastung des Gesundheitssystems bleibt hoch, auch wenn sich die Betriebssituation in der vergangenen Woche leicht verbessert hat.“ Zugleich sieht das RKI bei Millionen Menschen weiteren Impfbedarf.

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sei vergangene Woche im Vergleich zur Vorwoche nun deutlich um insgesamt 21 Prozent gesunken, geht aus dem Wochenbericht hervor. Die Inzidenzen seien im Wochenvergleich in allen Bundesländern und Altersgruppen rückläufig.

Neben der Inzidenz, die das Infektionsgeschehen unvollständig widerspiegelt, blickt das RKI in dem Bericht noch auf einige weitere Datenquellen. Die Werte zu akuten Atemwegserkrankungen in der Gesamtbevölkerung wie die Zahl der Arztbesuche seien zwar im Vergleich zu denen in der Vorwoche gesunken – dennoch aber weiterhin höher als in den Vorjahren um diese Zeit, stellen die Experten heraus. Zudem hätten Ausbrüche in Pflegeheimen weiter zugenommen.

Bei den Todesfällen in Verbindung mit dem Virus spricht das RKI zuletzt von einem recht stabilen Niveau – in der vergangenen Woche wurden demnach 444 übermittelt. Die Zahl der Krankenhausaufnahmen von Menschen, die eine schwere akute Atemwegsinfektion und eine Covid-19-Diagnose haben, sei in der letzten Woche zum ersten Mal seit längerem wieder gesunken.

Entwarnung ist den RKI-Experten zufolge aber nicht angezeigt: Mit Blick auf die nächsten Wochen rechnet das Institut mit einer „weiterhin hohen Zahl an Hospitalisierungen, intensivmedizinisch zu betreuenden Covid-19-Patientinnen und Patienten und Todesfällen, insbesondere in höheren Altersgruppen“.

Die Omikron-Sublinie BA.5 hat demnach auf hohem Niveau noch etwas zugelegt und ist nach den aktuellsten verfügbaren Daten in mehr als 92 Prozent der positiven Proben gefunden worden. Eine Ausbreitung der Omikron-Sublinie BA.2.75, über deren Mutationen sich manche Forscher zuletzt besorgt gezeigt hatten, wird laut RKI hauptsächlich in Indien und verschiedenen anderen Regionen weltweit beobachtet. Hierzulande seien insgesamt fünf Nachweise bekannt.

Das RKI ruft weiter dazu auf, die Empfehlungen zum Vermeiden von Ansteckungen „unbedingt“ einzuhalten – und stellt erneut die große Wichtigkeit der Corona-Impfung heraus. Die Auffrischimpfung schütze weiterhin auch in Omikron-Zeiten sehr effektiv vor schweren Verläufen, weshalb neben dem Beginn der Impfung bei Ungeimpften auch bei den bisher lediglich Grundimmunisierten Impflücken geschlossen werden müssten, schreibt ein RKI-Team im neuen, ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht zu Covid-19-Impfungen.

Im Juni war demnach mit knapp einer Million Impfungen in rund 29 700 Impfstellen der bisherige Tiefststand des Impfgeschehens erreicht worden. Im Juli habe die Zahl der impfenden Stellen zwar weiter abgenommen, es seien mit gut einer Million aber erstmals wieder etwas mehr Impfungen als im Vormonat registriert worden, heißt es im Bericht.

Dennoch: Den Experten zufolge müssten noch etwa 1,3 Million Menschen im Alter ab 60 Jahren und etwa 7,8 Millionen Menschen unter 60 Jahren, die lediglich grundimmunisiert sind, ihren Impfschutz mit mindestens einer Impfung auffrischen. Noch gar keine Impfung erhalten hätten rund 7,3 Millionen Erwachsene unter 60 Jahre und 1,9 Millionen ab 60. Laut aktuellem Monitoring mit Stand Anfang August sind gut 85 Prozent der erwachsenen Bevölkerung grundimmunisiert, gut 72 Prozent haben eine erste Auffrischimpfung bekommen, knapp 10 Prozent eine zweite.

(ahar/dpa)
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