„Ballon unter Wasser halten“ RKI-Chef Wieler gegen schnelle Corona-Lockerungen

Berlin · Trotz der Fortschritte bei der Pandemiebekämpfung dringt der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) auf Geduld und vorsichtige Öffnungsschritte. Das sagte er am Freitag auf einer Pressekonferenz.

 Lothar Wieler und Jens Spahn.

Lothar Wieler und Jens Spahn.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Die gegenwärtige Entwicklung mit sinkenden Inzidenzen, leicht sinkender Belegung der Intensivstation und immer mehr Impfungen gebe Hoffnung, „dass wir die Pandemie bald kontrollieren können“, sagte Lothar Wieler am Freitag in Berlin. Dennoch blieben noch Maßnahmen zur Kontaktreduktion und die Einhaltung der Regeln nötig.

„Die Pandemie ist quasi wie ein prall gefüllter Luftballon, den wir zusammen unter der Wasseroberfläche halten.“ Das sei ein gemeinsamer Kraftakt. Würden schlagartig alle Maßnahmen aufgehoben, breite sich das Virus wieder rasant aus. „Um im Bild zu bleiben: Wenn wir den Ballon jetzt loslassen, springt er über die Wasseroberfläche. Wir dürfen also nicht ungezielt lockern.“

Mit zunehmenden Impfungen von Woche zu Woche könnten aber nach und nach auch einzelne Maßnahmen zurückgenommen werden. „Der Ballon verliert sozusagen langsam Luft, und es braucht aber immer weniger Kraft, ihn unten zu halten.“ Noch habe der Ballon aber genug Luft. „Zügig impfen, kontrolliert öffnen“, betonte Wieler.

„Die steigende Impfquote wird in absehbarer Zeit sehr spürbare Erleichterungen bringen“, stellte Wieler in Aussicht. Bis man aber weitgehend auf Maßnahmen und Regeln verzichten könne, müsse der Anteil der immunen Menschen in der Bevölkerung deutlich über 80 Prozent liegen. Auch dann werde es noch Infektionen und Ausbrüche geben, aber keine Wellen mehr. „Dann haben wir die Pandemie unter Kontrolle“, sagte Wieler.

Auf den Intensivstationen gebe es bisher nur einen Rückgang der Patientenzahlen bei den leichteren Covid-19-Fällen, so der RKI-Chef. Über 70 Prozent der Intensivbereiche meldeten begrenzte oder ausgelastete Kapazitäten. „Das sind Höchstwerte in dieser Pandemie.“

(mja/dpa)
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