Rezo kritisiert NRW-Landesregierung „Das fuckt viele ziemlich ab“

Düsseldorf · In einem 20-minütigen Video greift der Youtuber Rezo die NRW-Landesregierung an. Die Entscheidung, die Schulen trotz Corona zu öffnen und Abiturprüfungen durchzuführen, sei „nicht so geil“. Eine Analyse zeigt: Nicht alles in dem Video ist stimmig.

 Youtuber Rezo (Archivbild).

Youtuber Rezo (Archivbild).

Foto: dpa/-

Der Youtuber Rezo hat in einem am Mittwoch veröffentlichten 20-minütigen Video die Entscheidung vieler Bundesländer kritisiert, die Schulen wieder zu öffnen und Abiturprüfungen durchzuführen. Im Fokus des Videos steht die NRW-Landesregierung. Die Argumentation von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sei nicht nachvollziehbar.

Rezo habe Hunderte Nachrichten zum Thema Schulboykott bekommen, und zahlreiche Presseanfragen. Deswegen habe er das Video produziert. „Was es für Kritik an den Abiprüfungen gibt? Eine fucking Menge“, sagt er.

Die Corona-Pandemie erfordere das Einhalten von Hygiene- und Abstandsregeln, die in den öffentlichen Schulgebäuden nicht einzuhalten seien. So sei die sanitäre Ausstattung vieler Schulen mangelhaft. „Wenn 30 Schüler jeweils 30 Sekunden die Hände waschen, dann sind schon 15 Minuten vom Unterricht vergangen“, sagt Rezo. Wie Viertklässler die Abstandsregeln in den Pausen einhalten sollten, sei nicht „final geklärt“, sagt Rezo, und lacht.

Die Entscheidung der Kultusministerkonferenz (KMK), also dem Zusammenschluss der Schulminister aller Bundesländer, das Abitur nur mit Prüfung zu vergeben, sei „auf Basis von nichts“ getroffen worden. „Das fuckt viele ziemlich ab“, sagt der Youtuber.

Zudem habe er am Wochenende mit Laschet telefoniert. Der habe ihm erklärt, dass ein Durchschnittsabi - also ein Abitur, das auf den bisherigen Leistungen basiert und ohne Prüfung am Ende auskommt - für ihn nicht infrage gekommen sei, weil Universitäten in anderen Bundesländern das möglicherweise nicht anerkennen würden. Rezo habe daraufhin mit dem Rechtsanwalt Felix Winkler telefoniert, der ihm bescheinigt habe, dass dies nicht stimme. Die Bundesländer hätten sich 1964 im Hamburger Abkommen verpflichtet, das Abitur aus allen Ländern anzuerkennen. Die Juristen der Regierung sehen das jedoch anders.

Aus seiner Sicht gebe es nur zwei Argumente, die für die Schulöffnung sprechen würden, sagt Rezo: die Heinsberg-Studie und die mangelnde Vergleichbarkeit des Abiturs ohne die Prüfungen. Beide Argumente hätten laut Rezo aber keine argumentative Kraft. Die Maßnahmen jetzt zu lockern, sei wie nach erfolgreicher Verhütung mal das Kondom beim Sex wegzulassen.

Am Ende seiner Ausführungen empfiehlt Rezo, sämtliche Parteien, die Kultusminister stellen, nicht mehr zu wählen. „Einige Leute haben ihren Job hier richtig hart verkackt. Wären das Mitarbeiter von mir, würde ich die jetzt rausschmeißen“, sagte er.

Das offenbart ein eigenwilliges Verständnis demokratischer Abläufe. Jeder Minister handelt namens der jeweiligen Regierungskoalition. Und nur eine im Bundestag vertretene Partei ist in keinem der 16 Bundesländer an der Regierung beteiligt und somit auch für nichts verantwortlich: die AfD. Eine Wahlempfehlung für die AfD hat Rezo aber sicher nicht abgeben wollen.

Zudem sind einige Begrifflichkeiten unscharf gewählt. So steht noch gar nicht fest, dass Viertklässler wieder in die Schule sollen. Nachprüfungen beim Abitur bei einer Abweichung von fünf Punkten sind in NRW mittlerweile freiwillig. Die mittlere Reife ist nicht abgesagt und heißt Fachoberschulreife.

Gleichwohl trifft Rezo einen Nerv mit seinem kritischen Kommentar. In den digitalen Netzwerken haben zahlreiche Schüler und Eltern das Video positiv beurteilt.

(kib/maxi/her)
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