Steigende Infektionszahlen Corona-Impfung für Gesundheitspersonal wird in Frankreich und Griechenland zur Pflicht

Paris · In Frankreich steigen die Inzidenzzahlen wieder, während die Impfkampagne zu stagnieren scheint. Daher muss sich das Pflegepersonal dort nun impfen lassen. Auch Griechenland führt die Maßnahme ein - und es gibt weitere Änderungen.

 Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verkündet im Fernsehen weitere Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie. 

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verkündet im Fernsehen weitere Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie. 

Foto: AFP/LUDOVIC MARIN

Frankreich führt eine verpflichtende Corona-Impfung für Personal im Gesundheitsbereich ein. Bis Mitte September haben Angestellte in Krankenhäusern und Pflegeheimen sowie Arbeitskräfte mit Kontakt zu Risikopatienten Zeit, sich impfen zu lassen, wie Präsident Emmanuel Macron am Montag ankündigte. Anschließend solle die Impfpflicht kontrolliert und Verstöße bestraft werden.

Eine allgemeine Impfpflicht soll es Macron zufolge nicht geben. Er rief die Bevölkerung aber auf, sich immunisieren zu lassen. "Es gibt einen neuen Wettlauf mit der Zeit", sagte er mit Verweis auf die Delta-Variante. Nur wenn alle Franzosen geimpft seien, könne man zur Normalität zurückkehren. Frankreich hat bislang auf die Freiwilligkeit beim Impfen gesetzt. Zuletzt ließ die Impfrate aber nach. Wurden Ende Mai noch mehr als 400.000 Erstimpfungen täglich vorgenommen, sind es inzwischen nur noch 165.000. 53,1 Prozent der Bevölkerung hat eine Erstimpfung, 40,6 Prozent haben den vollen Schutz.

Die Anzahl der Neuansteckungen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner innerhalb einer Woche war in Frankreich über Wochen zurückgegangen. Seit Ende Juni steigt sie aber wieder. Zuletzt lag der Wert landesweit bei etwa 35, in mehreren Départements überstieg er die 50er-Marke. Die Delta-Variante des Coronavirus macht offiziellen Angaben zufolge knapp 60 Prozent aller Neuinfektionen aus.

Um die Impfkampagne weiter anzukurbeln, sollen PCR-Tests ab Herbst kostenpflichtig werden, sofern sie nicht verschrieben wurden. Mit dem neuen Schuljahr soll es dann auch eine Impfkampagne speziell für Schülerinnen und Schüler geben. Angesichts der steigenden Fallzahlen kündigte Macron auch eine Verschärfung der Corona-Regeln an. Vom 21. Juli an wird im Kino oder im Theater ein negativer Corona-Test oder ein Impf- oder Genesungsnachweis notwendig. Das gilt, sobald mehr als 50 Menschen zusammenkommen. Derzeit ist ein Nachweis erst bei mehr als 1000 Menschen Pflicht. Ab August soll Macron zufolge ein Nachweis auch in Fernzügen, Bars, Restaurants, Einkaufszentren und Krankenhäusern verpflichtend sein. Hierzu müsse aber zunächst ein entsprechendes Gesetz verabschiedet werden.

Noch am Montagabend brach die Seite zur Buchung von Impfterminen Doctolib in Frankreich zeitweise zusammen. Aufgrund der hohen Zahl von Anfragen gab es längere Wartezeiten.

Noch strengere Regelungen kündigte Macron für die französischen Überseegebiete La Réunion und Martinique an. Am Dienstag soll in den Gebieten der Gesundheitsnotstand ausgerufen und eine Ausgangssperre eingeführt werden.

Impfpflichten sind in Europa äußerst selten. Macron hatte es zunächst für Frankreich auch ausgeschlossen. Italien, das besonders hart von der Pandemie getroffen wurde, war eine Ausnahme. Das Land verlangt seit Ende März von seinem Gesundheitspersonal eine Impfung.

Griechenland kündigte ebenfalls am Montag an, dass sich Beschäftigte im Gesundheitssektor ab dem 1. September und in der Altenpflege ab sofort verpflichtend impfen lassen müssen. Künftig dürfen sich die Menschen auch nur noch in Innenräumen von Gastronomie- und Kulturbetrieben aufhalten, wenn sie gegen Covid-19 geimpft sind, wie Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis am Abend bekanntgab. Griechenland werde nicht wegen einiger weniger wieder runterfahren. "Nicht Griechenland ist in Gefahr, sondern nicht geimpfte Griechen."

(peng/june/dpa/Reuters)
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