Corona-Krise und Flutfolgen Was die NRW-Bischöfe in ihren Weihnachtspredigten bewegt

Bonn · Das auslaufende Jahr gibt den Geistlichen der katholischen Kirche reichlich Gründe zur Sorge. In ihren Weihnachtspredigten versuchen die Bischöfe in NRW, den Blick auf’s Wesentliche und Weltliche zu bewahren.

 Zuhörer verfolgen die Predigt des Kölner Domdechant Robert Kleine beim Gottesdienst im Dom.

Zuhörer verfolgen die Predigt des Kölner Domdechant Robert Kleine beim Gottesdienst im Dom.

Foto: dpa/David Young

Die Corona-Pandemie, die Folgen der Flut und weltweite Krisen haben katholische Bischöfe in Nordrhein-Westfalen in ihren Weihnachtspredigten zum Thema gemacht. Im Dom von Münster verwies Oberhirte Felix Genn auf den in beschränkte Verhältnisse geborenen Jesus; so sollten sich die Menschen auch "selbst in eine solche Begrenzung" hineingeben und den Opfern der Pandemie, der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz oder den schweren Tornados in den Vereinigten Staaten helfen. Gott schwebe "nicht über den Dingen", sondern sei in Jesus "arm, ungeschminkt, nackt" zur Welt gekommen. "Wer die Armut nicht sieht, geht an ihm vorüber."

Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck warnte davor, in den gegenwärtig unsicheren Zeiten auf einfache Lösungen und falsche Gewissheiten zu setzen. Im Essener Dom nannte er es eine wichtige Aufgabe, in der hochkomplexen digitalen wie globalen Welt "Menschen der Vernunft" zu bleiben, "die den Blick für die Weite und das Segensreiche der Wissenschaften behalten". Er sei besorgt, "dass nicht wenige Menschen der Versuchung erliegen, vorschnell und gegen jede Vernunft auf die trügerische Sicherheit vermeintlich eindeutiger Wahrheiten zu vertrauen, die häufig keinen Kompromiss und keinen Dialog mehr zulassen", sagte Overbeck.

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker rief dazu auf, den Gehalt des Weihnachtsfestes nicht in den Hintergrund geraten zu lassen. "Unsere Erlebnisgesellschaft inszeniert Weihnachten zum Kuschel-Event", sagte er im Paderborner Dom. Für Christen müsse es aber darum gehen, in einer Welt voller Hunger, Gewalt, Krieg und Ungerechtigkeit das "Christuslicht von Bethlehem" zum Leuchten zu bringen und damit christliches Handeln sichtbar zu machen. Auch Jesus habe nicht das Licht einer "erträumten Extrawelt" erblickt, sondern einer Welt mit ihren Dunkelheiten wie Flüchtlingsströmen und nationalen Egoismen. "Gott steckt in unserer Haut, und da ist nicht alles licht."

Der Aachener Bischof Helmut Dieser warb für den Glauben an Gott. "Wenn es keinen Gott gibt, ist diese Erde in ihrem ganzen Wohl und Wehe uns Menschen ausgeliefert, und kein Schrei aus einem Leidensschicksal dringt zum Himmel", sagte er im Aachener Dom. Dieser bedauerte, dass Gott für ganz viele Menschen keine Rolle mehr spiele. Ein Spiegel dafür sei, dass ein großer Teil der neuen Regierungsmitglieder sich beim Amtseid nicht zu Gott bekannt habe.

Aus Sicht des Kölner Weihbischofs Rolf Steinhäuser fasziniert Weihnachten auch Menschen, die mit Jesus und der christlichen Botschaft von der Geburt des Erlösers nicht viel anfangen könnten. Mitten im Winter gebe es ein Fest des Lichtes, in der Kältezeit ein Hauch von Wärme und in der erstorbenen Natur "ein Fest der grünenden Hoffnung", schreibt der Übergangsleiter des Erzbistums Köln in einem Weihnachtsgruß. "Selbst muslimische Türken in Deutschland fangen an, die Wohnungen mit Christbäumen zu schmücken und sich Geschenke zu machen." Steinhäuser vertritt derzeit den Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki. Der Kardinal befindet sich wegen des Konflikts um die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln derzeit in einer mit Papst Franziskus verabredeten Auszeit.

(chal/kna)
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