Ab nächste Wochen in Praxen und Apotheken Novavax wird Ladenhüter – NRW gibt Impfstoff frei

Düsseldorf · Der Hoffnungsträger enttäuscht: Nur 40.000 Bürger bundesweit haben sich bislang mit Novavax impfen lassen. Nun gibt NRW den Impfstoff frei: Ab nächste Woche gibt es ihn auch in Praxen und Apotheken.

 Nächste Woche gibt es Novavax auch in Apotheken und Praxen.

Nächste Woche gibt es Novavax auch in Apotheken und Praxen.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Erwartungen waren hoch: Der Impfstoff von Novavax galt als „Geheimfavorit vieler Experten“, so Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Er sollte Menschen überzeugen, die Bedenken gegen mRNA-Impfstoffe haben. Um bis zu drei Prozent sollte er die Impfquote hochbringen, erwartete die Fondsgesellschaft Union Investment. Das wären gut zwei Millionen Impfungen. Doch die Realität sieht anders aus: Bundesweit haben laut Robert-Koch-Institut gerade mal 40.000 Bürger eine Novavax-Impfung erhalten, davon 6100 in Nordrhein-Westfalen. Novavax wird zum Ladenhüter.

Dabei war die Zulassung im Dezember mit großen Hoffnungen verbunden: Während mRNA-Impfstoffe den Körper dazu anregen, erst einmal (ungefährliche) Kopien des Spike-Proteins herzustellen, werden hier Protein-Teile direkt gespritzt. Novavax basiert auf dem bewährten Prinzip der Totimpfstoffe. Doch es half nichts. Das Mittel sei noch während seiner Beschaffung in sozialen Medien diffamiert worden, sagte Lauterbach unlängst im ZDF: „Es wurde sogar spekuliert, der Impfstoff würde dazu führen, dass Krebsgeschwulste entstehen. Das ist natürlich blanker Unsinn.“ Novavax sei ein sicherer und guter Impfstoff. Er hoffe, dass die Nachfrage anziehe.

Das hofft man auch in NRW. Das Land hatte das Vakzin zunächst nur für Beschäftigte im Gesundheits- und Pflegewesen reserviert, für die ab jetzt die einrichtungsbezogene Impfpflicht gilt. Da diese Mitarbeiter aber kaum zugreifen, gibt NRW Novavax nun frei für Praxen und Apotheken. „Die Apotheken impfen Jugendliche ab zwölf und Erwachsene mit allen verfügbaren Impfstoffen, ab der nächsten Woche auch mit dem neuen Proteinimpfstoff Novavax“, sagte Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein. Novavax ist ab 18 zugelassen und wird in zwei Dosen gespritzt.

Die Arztpraxen konnten Novavax nun erstmals ordern, und zwar für die kommende Woche, so die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KV). „Wir hoffen, dass der Impfstart in den Praxen mit diesem Vakzin dann in den kommenden Wochen die bislang verhaltene Nachfrage erhöhen wird“, sagte der KV-Sprecher. Die Praxen würden diese zusätzliche Option begrüßen. Bislang gab es Novavax nur in Impfstellen.

Die Apotheken, die seit Februar impfen dürfen, zogen insgesamt eine positive Bilanz: Bundesweit beteiligen sich 1000 Apotheken, bisher wurden über 43.000 Impfungen durchgeführt. „Apotheken an Rhein und Ruhr sind besonders aktiv, bundesweit stellen sie etwa zehn Prozent aller Apotheken, aber über 20 Prozent der Impf-Apotheken“, sagte Preis. „Leider fiel der Startschuss in den Apotheken in die Zeit sinkender Nachfrage. Wir rechnen aber bei einer neuen Kampagne mit einem angepassten Impfstoff mit einer steigenden Nachfrage, insbesondere in Apotheken“, so Preis. Bürger könnten dann mit weniger Wartezeiten geimpft werden. Biontech erwartet, dass Studiendaten bis Anfang Mai vorliegen. Erst dann kann der Omikron-Impfstoff in die Fläche gehen.

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