Lockdown droht Niederlande fürchten weitere Infektionswelle

Düsseldorf · Die Fallzahlen in den Niederlanden steigen schnell, die Regierung warnt vor einem zweiten Lockdown. Für Touristen gelten bereits neue Einschränkungen.

 Ein Leuchtturm auf der niederländischen Insel Texel (Archivbild).

Ein Leuchtturm auf der niederländischen Insel Texel (Archivbild).

Foto: pixabay

In den Niederlanden sind die Corona-Infektionszahlen in den vergangenen Wochen sehr schnell gestiegen. Zuletzt wurden rund 500 neue Infektionen pro Tag gemeldet – bei 17,3 Millionen Einwohnern. Deutschland kommt bei mehr als 83 Millionen Bürgern auf etwas mehr als 1000 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden. Insgesamt wurden in den Niederlanden bislang rund 6000 Todesopfer registriert. In Deutschland liegt die Zahl bei gut 9100.

Bei Grenzgängern und Reise-Interessierten in Nordrhein-Westfalen wächst deshalb die Sorge, dass es im Nachbarland bald wieder zu deutlich härteren Restriktionen kommen könnte. Premierminister Mark Rutte hatte am Donnerstagabend vor einem zweiten Lockdown gewarnt. Ab sofort gelten im Land schärfere Auflagen für Restaurants und Cafés. Gäste müssen ihre Plätze vor ihrem Besuch reservieren, zudem müssen sie nun – wie in Deutschland – ihre Kontaktdaten hinterlassen. Lokale, in denen sich ein Gast infizierte, können für zwei Wochen geschlossen werden. Gastronomen äußerten sich empört.

Auch in vielen anderen Bereichen wurden die Maßnahmen verschärft. Die Zufahrten zu Stränden wurden wegen Überfüllung zeitweise gesperrt. Die niederländische Bahn warnt vor Reisen an die Küste; für dieses Wochenende wird mit einem großen Andrang gerechnet. In Amsterdam und Rotterdam als größten Städten gilt an neuralgischen Punkten eine Maskenpflicht auf der Straße.

Auch das bei Kunden aus Nordrhein-Westfalen beliebte Designer-Outlet Roermond reagiert auf die verschärfte Corona-Lage. Nachdem sechs Angestellte in drei Geschäften der Anlage positiv auf Covid-19 getestet worden waren, wurden zwei Läden geschlossen. Das teilte die Gemeinde Roermond mit. Außerdem erwäge das Outlet, eine Maskenpflicht einzuführen. Das Designer-Outlet wollte diese Information nicht bestätigen, man prüfe noch das weitere Vorgehen. Weiter teilte das Outlet mit, man habe Mitarbeiter eingestellt, die die Einhaltung der Corona-Regeln kontrollieren sollen.

In der deutschen Grenzregion wird die Entwicklung mit Sorge be­obachtet. Günter Gülker, Geschäftsführer der Deutsch-Niederländischen Handelskammer, hält zwar einen nationalen Lockdown „für eher unwahrscheinlich“, rechnet aber mit strengeren Schutzmaßnahmen in einzelnen Regionen.

Ute Dallmeier, Geschäftsführerin des First-Reisebüros in Mönchengladbach, ist alarmiert. „Diese Entwicklung verunsichert die Menschen. Die Niederlande sind für die Menschen in NRW eines der wichtigsten Ziele für Urlaub und Ausflüge, da wären neue Restriktionen traurig.“ Auch Ulrich Francken (CDU), Bürgermeister von Weeze, beobachtet die Lage mit Sorge: „Einen neuen Lockdown kann niemand brauchen.“

Die Grenzregion zu Deutschland ist bisher vergleichsweise schwach betroffen. Relativ am schlechtesten steht Bergen nördlich von Amsterdam mit 30 Fällen in zwei Wochen da, doch das Zentrum der Epidemie mit den insgesamt meisten Fällen liegt in Amsterdam und Rotterdam.

Die NRW-Landesregierung erklärte, es habe sich bewährt, dass man die Grenze zu den Niederlanden und Belgien auch auf dem Höhepunkt der Pandemie nie geschlossen habe. Testzentren an Autobahnen, um Reiserückkehrer auf Corona hin zu testen, seien aktuell nicht geplant.

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