Aus der MPK Schlumpfig und Material Arts – Sprüche am Rande der Corona-Debatten
Rund zehn Stunden dauerte die Diskussion zur neuen Corona-Strategie von Bund und Ländern am 3. März 2021. Kein Wunder, dass da manchmal die Nerven blank lagen. Und auch bei den Verschriftlichungen der Corona-Regeln gibt es etwas zum Schmunzeln. Wir geben einen Überblick.
König von Deutschland oder Schlumpf?
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sind bei der Bund-Länder-Runde am 3. März aneinandergeraten. Auslöser war dem Vernehmen nach die Finanzierung eines Härtefallfonds zu gleichen Teilen von Bund und Ländern. Nach Angaben von Teilnehmern hatte SPD-Kanzlerkandidat Scholz zunächst an alle Ministerpräsidenten gerichtet erklärt: „Es braucht keiner zu träumen, dass der Bund ein Konto einrichtet, von dem alles bezahlt wird.“
Daraufhin habe Söder – so wird es von mehreren Teilnehmern dargestellt – Scholz hart angegangen: „Sie sind nicht der König von Deutschland oder Weltenherrscher.“ Und: Scholz müsse jetzt „gar nicht so schlumpfig herumgrinsen“.
Und weil der Streit in aller Ausführlichkeit geleakt wurde, bemühte sich Söder schnell um Schadensbegrenzung: „Ich will nicht sagen, wir sind ein Herz und eine Seele, aber jetzt ist alles wieder gut.“ Nun ja. Fraglich, ob Scholz das auch so sieht.
Rätselhafte Material Arts
Der Tag der Ministerpräsidentenkonferenz begann für manchen Mitarbeiter von Staatskanzleien im Land mit einem Fragezeichen. „Kontaktreicher Sport wie Material-Arts-Kämpfe in Innenräumen und insbesondere Käfigen“, tauchte in der aktuellen Beschlussvorlage zu Lockerungen aus dem Kanzleramt auf. Material Arts?
Später wurde bekannt, dass sich Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) einen Gag erlaubt hat, als er die Vorlage an den Chef der Berliner Staatskanzlei geschickt hatte. Ein Insider-Witz offenbar. Die Wörter verschwanden dann schnell wieder aus dem Papier. „Der Druck ist so groß – auch eine Art des Stressabbaus“, sagt einer, der Braun gut kennt.
„Candy Crush“ als Ablenkung
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hat Ende Januar für Aufsehen gesorgt, als er zugab, bei Ministerpräsidentenkonferenzen mit Kanzlerin Angela Merkel auch mal eine Runde „Candy Crush“ auf dem Handy zu spielen. Das plauderte er auf Nachfrage freimütig in der Audio-App Clubhouse aus. Die Empörung war groß, dass Ramelow lieber nach einem neuen Level statt nach Lösungen in der bedrohlichen Pandemie strebe. Merkel nannte er in dieser viralen Talkrunde bei Clubhouse auch noch „Merkelchen“ – und entschuldigte sich später dafür.
Die Kanzlerin und „Öffnungsdiskussionsorgien“
Auch Angela Merkel hat in den vergangenen Monaten so einige Bemerkungen gemacht, die zeigen, dass die Nerven mitunter blank lagen. Während viele Ministerpräsidenten auf Lockerungen drängten, bevorzugte die Kanzlerin ein langsameres Tempo bei den Öffnungen. Ein Ringen um Kompromisse. Im Frühsommer sprach die Kanzlerin bereits von „Öffnungsdiskussionsorgien“.
Bei der Bund-Länder-Konferenz im Oktober 2020 merkte man der Kanzlerin den Unmut besonders an. Aus dem Teilnehmerkreis drang eine Aussage Merkels nach draußen: Die Ansagen der Runde seien nicht hart genug, um das Unheil abzuwenden. Und: „Dann sitzen wir in zwei Wochen eben wieder hier. Es reicht einfach nicht, was wir hier machen.“